Eine deutsche Reiterpatrouille (Quelle Dobbertin 1942) |
Den ganzen September 1914 über kam es zu einigen kleineren Kämpfen vor allem
im Kilimanjaro-Gebiet und am Viktoria-See. Deutsche Truppen griffen immer
wieder britische Stellungen in der Massaisteppe und nördlich des Pare-Gebirges, Mit der Einnahme
von Taveta hatten sie auch einen idealen Ausgangspunkt für Sprengpatrouillen gegen die Ugandabahn, die
einzige Eisenbahn der Briten in Ostafrika . Diese Phase des Krieges war die
Taktik der Deutschen von der mobilen Expedition oder auch Patrouille geprägt.
Maschinengewehr und die Handfeuerwaffen; Feldgeschütze kamen nur selten zum
Einsatz.
Zeitzeugen beschrieben diese ersten Tage und Wochen der
Kampfhandlungen mitunter eher in der Tonlage von Abenteuerzügen und
Jagdausflügen. Es war für die Kriegsfreiwilligen auf beiden Seiten eher ein
Abenteuer und Gentlemen-Krieg. Auch in Ostafrika glaubte niemand ernsthaft an
einen langen Krieg. Bis zum Oktober konnten beide Seiten diese Illusion
durchaus aufrecht erhalten. Noch waren in die einzelnen Scharmützeln nur wenige
Dutzend, selten mehr als einige Hundert Mann verwickelte, noch beschränkten
sich die Gefechte beschränkte sich in der Regel auf einige wenige Stunden. Der
Bericht über das Patrouillengefecht hat etwas von dieser Unbekümmertheit der
ersten Kriegswochen, doch er beschriebt auch die ersten Opfer unter der
Abteilung.
Ende September ließ die Lage im Nordosten der Kolonie
Lettow-Vorbeck kaum einen Zweifel daran, dass die Briten mit den Vorbereitungen
zu einer großangelegten Invasion begonnen hatten. Die Strategie der Deutschen,
die Briten mit Offensivaktionen in Schach zu halten, hatte ihnen ein paar
Wochen Atempause verschafft. Nun aber
mehrten sich die Indizien für eine bevorstehende Ankunft starker indischer
Truppenverbände in Ostafrika. Die Frage war nur noch, wann und wo die Briten
ihren Angriff beginnen würden.
Meldung von Patrouille Mickel über die Erkundung am Erok.
Auftrag der Patrouille:
Feststellung über Veränderung und Stärke der englischen
Postierungen am Erok nach dem Gefecht der Abteilung Tafel am Ingito am 25. September
1914.
Stärke der Patrouille:
12 Reiter unter Führung des Leutnants d K. Mickel
[27]
Meldung:
Die Patrouille brach am 28. er. nachmittags 3 Uhr auf und
ritt nordöstlicher Richtung auf den
Manga-Sumpf zu, der an seinem östlichen Teil abends um 8 Uhr passiert wurde. Am
Manga, der allerdings nicht genauer abgesucht wurde, wurden feindliche Postierungen
nicht bemerkt. Dagegen wurden unterhalb der Sud-Ost-Spitze des Erok reichlich
in halber Höhe des Berges 2 grosse Lagerfeuer beobachtet, die auf eine starke
Postierung schliessen lassen. Diese Lagerfeuer können von Richtung Longido
nicht bemerkt werden; wohl aber dürfte auf einer der benachbarten Anhöhen ein
Aussichtsposten nach der deutschen Seite hin beobachten können. Auf der
Nordostseite des Erok wurden an vielen Stellen, da wo man den Bergeinschnitten
entsprechend kleine Wasserläufe annehmen darf, Lagerfeuer beobachtet, besonders
aber auch am Überlauf des Kidongoi, der in verschiedenen Höhen besetzt sein
dürfte. Auch der Sumpf dos Kidongoi, der gegen 10 Uhr abends erreicht war,
wurde besetzt gefunden. An einem weiteren, jedenfalls Wasser führenden
Gebirgseinschnitt zwischen Kidongoi und der Nord Spitze des Erok wurde ein
grosses Lagerfeuer bemerkt, nach dessen Richtung auch 2 oder 3 ganz frische
Spuren von Burenwagen hinführten. Danach ist anzunehmen, dass hier die
Proviantzufuhr nach dem Ost-Erok erfolgt.
Die Nordspitze des Erok, die gegen 1 Uhr nachts passiert
wurde, zeigte keine Anzeichen von Postierungen.
Auf der Westseite, am sogenannten Westwasser des Erok.
wurden gegen Morgen 2 Feuer beobachtet und ein weiteres kleines Feuer einige
Kilometer südlich davon auf dem Pfade, der in geringer Höhe sich um den ganzen
Erok herumzuziehen scheint, und der nach meinen bisherigen Feststellungen von
den englischen Patrouillen um den Berg benutzt wird. Eine frische Wagenspur
führte von Westen (Matabatu) kommend nach dem Westwasser, und von da wieder
zurück. Der Spur nach handelt es sich nicht um einen schweren Burenwagen,
sondern um einen leichteren Wagen.
Die Grenze wurde gegen 7 Uhr morgens überschritten. Gegen X
Uhr machte die Patrouille nur einem kleinen Hügel, der gute Aussicht bot, Halt,
um für ca. 20 Minuten abzusatteln.
Auf dem Rückmarsch im Vorgelände des Longido, kurz nach 10
Uhr vorm., bekam die Patrouille, die in der Kolonne zu Einem ritt, plötzlich
von hinten her Feuer von ca. 20- 30 englischen Reitern, die uns unbeobachtet
gefolgt waren. Das Feuer, das von einer
kleinen Anhöhe in. einer Entfernung von ca. 300—400 m abgegeben wurde, bestand
in einer Salve und darauf in lebhaftem Schützenfeuer. Auf die Salve gingen 6
unserer Pferde mit ihren Reitern durch, während ich mit den restlichen 5
Reitern zurückblieb. — Wir suchten schnell etwas Deckung, um das Feuer zu
erwidern. Auf dem Wege zur Deckung auf absolut lichten Steppenausschnitt
bekamen wir dauernd [28] lebhaftes Feuer.
Sobald die Engländer bemerkten, dass wir uns zur Gegenwehr anschickten,
stellten sie ihr Feuer ein und ritten davon. Unser Feuer konnte daher keine
Wirkung mehr haben. Die erstengenannten 6 Reiter ritten zur Besetzung des
Einganges des Longido voraus, von wo aus sie Alarmschüsse abgaben. Die
Abteilung des Herrn Kapitänleutnant Niemeyer nahm darauf mit entsprechen der
Askari Verstärkung die Verfolgung auf. Das englische Feuer hat trotz der
geringen Entfernung und der zahlenmässigen Überlegenheit der Reiter fast keinen
Schaden angerichtet. Nur 1 Pferd leichten Schuss durch Oberschenkel.
gez. Mickel, Leutnant d. Res.
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