Bericht über einen Angrff auf das britische Fort von Makatau, 9.9.1914







Wenige Tage später rückt die Patrouille von Dransfeld weiter ins britische Gebiet vor. Es kommt zu einem Gefecht mit der Besatzung des Forts von Makatau. Ein Askari fällt auf deutscher Seite. Der Angriff scheitert. Der erste Kriegstote der Schutztruppe ist zu beklagen. Mit zunehmender Zeit werden die Gefechte erbitterter werden. In Dar es Salaam ist derweil immer noch von der Neutralität der Kolonie im Krieg die Rede. Schnee versucht mit allen Mitteln seine Militärs zu bändigen. Die Gefechtsberichte aber zeigen, dass sich längst eine Routine des Krieges etabliert hat.   



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Bericht

über das am 9. September 1914 stattgehabte Patrouillongcfccht bei Makatau.
Führer: Oberleutnant d. R. Dransfeld.
Gegner: Mindestens 50 engl. Europäer und Askari in befestigter Stellung.
Befehl: Wie im Bericht über das Gefecht am 3. d. Mts.
Stärke: 3 Europäer
l5 Askari der Abteilung Kluge (Feld- und Polizei-Askari der damaligen Kompagnie Böll.)
gez. Dransfeld, Oberleutnant d. R.

Bericht:

1. Oertliehkeit: Von der Wasserstelle II führt ein 6 bis 7 stündiger Marsch auf der Fnhrstrassc Tnvcta-Voi zu der Raststelle Makatau. Von Mbuyuni aus fällt das Gelände in flachen Wellen ab. Die mehrfach offene Grasstcppo (Bugen) kreuzende Strasse ist im übrigen abwechselnd von lichtem oder dichterem Buscho eingefasst. Fast undurchdringlicher (sog. Nashorn-) Busch befindet sich nördlich der Strasse vor und bei Makatau. Dort zwischen Strasse und dem nächstgolegenen Makatauhügcl lag eine feindliche Borna aus Palisaden und Erde erbaut, ca 2 ½ m hoch mit Schiessscharten in Knie- und Mannshöhe. Rings um die Boma, etwa 30 m von ihr entfernt, war ein hoher Stacheldrahtzaun gezogen, an den sich fast unmittelbar dichtester Nashornbusch anschloss.
2. Gefecht: Um mich von der Richtigkeit dessen, was die beiden am 3. und 4. d. Mts. gefangenen Engländer über Betätigung und Stärke ihres Postens bei Makatau ausgesagt hatten, persönlich zu überzeugen, marschierte ich am 9. September 7° vorm, mit Leutnant Frhr. von Schrötter, Gefr. Kiefner und 1& Askari von der Wasserstelle II in der Richtung nach Makatau ab. Nach 5 stündl. anstrengenden Marsch meist seitlich der Strasse, um keine unnützen Spuren zu hinterlassen und etwaige gelegte Minen zu vermeiden, machte ich Rast. Gegen 2° nachm. marschierte die

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Abteilung nördlich der Strasse, im dichten Nashonibusch nur mühsam fortkommend weiter. Nach l ½ stünd. Marsch etwa bemerkten ich und Leutnant v. Schrötter, als wir gelegentlich zur Beobachtung der Strasse an deren Hände marschierten, in einiger Entfernung vor uns am Wege 2 Europäer in hockender Stellung, offenbar feindl. Posten, die bei unserem Anblick sofort im Busch verschwanden. Ich liess nun Schützenlinie bilden, ging selbst in der Mitte mit vor, während Leutnant v. Schrötter den rechten, Gefr. Kiefner den linken Flöget übernahmen. Als bald darauf Stimmen vor uns laut wurden und zum Trocknen aufgehängte Wäsche durch die Büsche schimmerte, konnte die unmittelbare Nähe des Gegners nicht länger zweifelhaft sein. Im Marsch-Marsch-Hurra ging es nun gegen die Stellung vor. Noch kaum aus dem Buschrand heraus, rannte die Abteilung auf den Stacheldrahtzaun, gleichzeitig aus allen Scharten der vor ihr auftauchenden Boma mit Feuer überschüttet. Da der Angriff aussichtslos, andererseits die bezweckte Einsicht in die feindliche Stellung erreicht war, nahm ich nach kurzer Feuererwiderung die Abteilung etwa 100 Schritt hinter den Buschrand zurück, während das Feuer aus der Boma in unverminderter Heftigkeit fortgesetzt wurde. Die zu hochgehenden Geschosse taten glücklicherweise wenig Schaden. Nur auf dem linken Flügel fiel ein Askari Ismael (aus Pangani) durch die Brust geschossen und wurde Gefr. Kiefner durch Streifschuss leicht am linken Oberarm verwundet. Kiefner, der Rückmarschbefehl nicht gehört, war noch eine zeitlang mit seinen Leuten vorne liegen geblieben und dar Gegner hatte sich dadurch allmählich auf ihn einschiessen können. Anderseits gelang es dem linken Flügel auch dem Gegner Schaden zuzufügen. Ein englischer Askari wurde fallen gesehen; ausserdem wurden, wie ein übergelaufener Träger späterhin berichtet hat, die Wasserbehälter in der Boma durchschossen. Nachdem Kiefner verbunden und noch gehört worden war, wie die Engländer nach Einstellung des Feuers mehrere „Hipp-Hipp-Hurras“ auf ihren vermutlich grossen Erfolg ausgebracht hatten, marschierte ich gegen 5° nachm. vom Gegner unbehelligt in aller Ordnung ab. Um 7° machte ich Rast; mit Mondaufgang etwa 10 Uhr marschierte ich weiter und langte am 10. September vorm. 3.30 wieder an der Wasserstelle an.
Ergebnis: Ein englischer Askari gefallen. Diesseits Polizei-Askari Ismael tot, Gefr. Kiefner leicht verwundet,
gez. Dransfeld, Oberleutnant d. R.

(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement (n.d. [1914]). Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro, Regierungsdruckerei.)


Eine deutsche Kompagnie am Lake Natron (Quelle: Förster & Greiner 1931)




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