Bericht über eine Aufklärungspatrouille am Tsavo-Fluss (9.10.1914)

Dieser Bericht über eine Aufklärungspatrouille liefert uns einige Hinweise auf den Alltag des Krieges, der weniger von großen Schlachten denn von kleinen Patrouillenscharmützeln geprägt war. Die Deutschen drangen in mehrstündigen Fußmärschen auf das feindliche Gebiet vor, lieferten sich ein kurzes Gefecht mit den Briten und verschwanden wieder.

Die Beobachtungen des Leutnant Meyer geben uns einen Eindruck von den Befestigungen wie sie im Krieg typisch waren: ein Lager, um geben von einigen Erdwällen, das an strategisch wichtige Punkten einen Verteidigungsposten bildete.


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Bericht über die Aufklärung der 9. Feldkompagnie gegen die befestigte Feldstellung der Engländer am Tsavo.
Patrouillenfahrer: Leutnant Meyer.
Truppen: Sergeant Müsslin, 20 Askari der 9. Feldkompagnie, 4 Kompagnieträger

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Am 9. Oktober 1914 erhielt ich den Befehl mit einem Unteroffizier (Sergeant Müsslin), 20 Askari und 4 Kompagnieträgern der 9. Feldkompagnie gegen die befestigte Feldstellung der Engländer am Tsavo aufzuklären, um festzustellen, ob dieselbe noch vom Feinde besetzt sei.
Um 2.45 nachm. brach ich vom ehemaligen Lager der Kompagnie Schulz am Savan auf und trat den Vormarsch in Östlicher Richtung, am nördlichen Ufer des Savan entlang, an. Auf dem Wege fanden wir zunächst keine frischen Fußspuren, erst etwa 3 – 4 km vorm englischen Lager war der Weg reichlich mit frischen Spuren von englischen Askari betreten.

Eine befestigte deutsche Position am Kilimanjaro (Weiß, 1922)
Ich beabsichtigte anfänglich bis an den Loldoreish heranzuzugehen, stand aber, als ich vorher eine kleine Erhebung zwischen Weg und Savan erstieg, um 5.25 nachm. plötzlich etwa 400 m vorm feindlichen Lager. Ich liess meine Patrouille herankommen, sicherte mich nach rechts, links und rückwärts und beobachtete folgendes:
„Auf einer kleinen Kuppe frisch aufgeschütteten und mit Gras verkleidete Erdwälle. Mir gerade gegenüber anscheinend ein Eingang, dort war in einer Breite von etwa 3 bis 4 m eine Lücke in dem Erdwall. Durch diese Lücke konnten wir das Lager einsehen, wir erkannten eine kleine Hütte, vor derselben eine Wache, 4 Askari sassen auf einer Bank; 1 ging als Posten auf und ab. Wir erkannten nur einheimische oder Sudanesenaskari. — Um 5.35 wurde die Wache abgelöst. — Weiter beobachtete ich 6 Europäer, die am Eingänge vorbeigingen, einer schien nach der Kleidung ein Bur zu sein. — Im Lager herrschte grosser Lärm, wir hörten deutlich Gespräche von Eingeborenen“.Um 5.50, als gerade 5 Europäer wieder vor dem Eingang erschienen, gab ich eine Salve auf die Wache ab. Kaum 5 Sekunden später wurde beim Feinde das Feuer eröffnet, zunächst einzelne Schüsse, dann eine Salve, die über uns hinwegging. Als einige Geschosse der zweiten Salve kurz vor uns einschlugen, stellte ich das Feuer ein und ging in Deckung zurück. Das Feuer datierte drüben noch kurze Zeit an, gleichzeitig Salven und Schützenfeuer. Verluste beim Gegner konnte ich nicht beobachten, auf meine erste Salve war sofort alles verschwunden. Diesseits niemand verletzt. Ich trat sofort den Rückmarsch ins Lager an, wo ich um 8.35 nachm. eintraf.
gez. Meyer,
Leutnant in der Kaiserlichen
Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika

Quelle:  Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.

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