Der Krieg im Film: The African Queen

The African Queen (1951)

Er gilt als einer der besten Filme aller Zeiten und er spielt während des Ersten Weltkriegs in Ostafrika. Das American Film Institute hat "The African Queen" auf Platz 17 seiner Liste der besten Filme aller Zeiten gestellt. Er bescherte dem Hauptdarsteller Humphrey Bogart einen Oscar. Katherine Hepburn wurde als beste Schauspielerin, der Regisseur John Huston sowie das Drehbuch  für den Oscar nominiert (Wikipedia). Für mich hat der Film eine besondere Bedeutung. Es ist der erste Film, den ich im englischen Original gesehen habe. Er wurde Mitte der achtziger Jahre in einer Bogart-Reihe im Filmmuseum in Postdam gezeigt. Verstanden habe ich nicht viel und von Afrika und dem Ersten Weltkrieg dort wusste ich damals so gut wie nichts.


Der Film fängt mit einer Szene über die Widrigkeiten der Missionierung von Afrikanern an. Der Kirchengesang gleicht einem babylonisches Inferno. Pastor Samuel Sayer und seine Schwester Rosie versuchen ihre Zöglinge im Zaum oder auch Bann zu halten, doch das Interesse und die Geduld der Afrikaner ist gering. Das erinnert mich an die Erzählung eines deutschen Missionars aus den Anfängen der Mission in der Region. Dem Missionar gelang es nur selten, Leute in seine Kirche zu bekommen. Seine Predigt war für die Afrikaner unverständlich, denn der Missionar konnte kaum ein paar Brocken Swahili, geschweige denn die lokale Sprache. Er engagierte einen Missionsschüler als seinen Sprachlehrer, der ihm alle Dinge, auf die er zeigte, in der lokalen Sprache benennen musste. Dieser Methode erwies sich allerdings als äußerst ungenau. Ob der Missionar nun auf einen Baum oder den Hügel dahinter oder die vorbeilaufende Frau zeigte, war eine Frage der Interpretation seines Sprachlehrers. Für viele Begriffe, die der Deutsche übersetzt haben wollte, gab es keine Entsprechung. So wurde aus den biblischen Engeln Geister der Ahnen und aus Gott ein Dämon. Als der Missionar seine erste Predigt in der neu erlernten Sprache hielt, erntete er zu seinem Erstaunen schallendes Gelächter. 

Zurück zum Film: Das stocksteife Ritual der Missionare wird unterbrochen von der Ankunft der "African Queen" mit ihrem Kapitän Charlie Allnut. Er ist ein in Afrika gestrandeter Kanadier, der einst beim Brückenbau und dann in einer Mine gearbeitet hatte. Nun verdient er sein Brot mit seinem kleinen Motorboot. Er ist ein Außenseiter der kolonialen Gesellschaft, die ihren Abstand zu den Afrikanern mit der Imitation aristokratischer oder zumindest gutbürgerlichen Lebenswelten statuiert. Charlies Magen sabotiert die britischste aller Zeremonien, den Nachmittagstee, indem er das Geheul einer Hyäne von sich gibt. Er berichtet dem Missionarspaar vom Krieg in Europa, von dem er allerdings nicht allzu viel weiß. Wer angefangen, wer gegen wen kämpft kann er nicht genau sagen. Nicht nur für Charlie (sondern auch für viele Europäer während des Krieges) war Europa mit seinem Krieg weit entfernt.

Doch der Krieg bricht schon am folgenden Tag in die abgeschiedene Welt des Missionsdorfes ein. Deutsche Truppen brennen das Dorf nieder und treiben die Bevölkerung fort. Samuel Sayer wird von den Soldaten niedergeschlagen und seine Kirche angezündet. Für ihn bricht eine Welt zusammen, er verfällt dem Wahnsinn und stirbt wenige Tage später. Charlie, der vom Überfall durch die, wie er sagt, Buschtrommel gehört hat, überredet Rosie mit ihm zu kommen. Er will sie auf britisches Gebiet bringen. Rosie aber will gegen die Deutschen kämpfen. Sie fragt Charlie, ob er einen Torpedo bauen könne, um das deutsche Schiff „Königin Louise“ zu zerstören, die den Tanganyika-See beherrscht. Als Charlie dies als Selbstmordversuch ablehnt, appelliert sie an seinen Patriotismus. Charlie weicht dem Konflikt aus.


Das ungleiche Paar kämpft auf seiner Fahrt auf dem Fluss gegen die Widrigkeiten des alten Bootes und des launischen Wetters, die die bürgerlichen Konventionen im Umgang zwischen Mann und Frau ad absurdum führen. Charlies Versuche, Rosie von der Gefährlichkeit des Unternehmens zu überzeugen, scheitern. Seine Niederlage wird komplett, als Rosie seinen geliebten Gin in den Fluss schüttet. Es scheint, als ob er nun durch die resolute Rosie gezähmt worden ist. Begleitet von sarkastischen Kommentaren über ihre guten Manieren und ihre Steifheit, rasiert er sich. Rosie, in ein Buch vertieft ist, ignoriert die Verwandlung und das Geschimpfe Charlies. Sie habe gewonnen, gesteht er seine Niederlage ein, auch wenn die Krokodile sich freuen werden. Er wird die "African Queen" durch die Stromschnellen zum Tanganyika-See führen und er wird die Torpedos bauen.

Doch auch Rosie macht eine Wandlung durch. Aus der steifen und unnahbaren Missionarin wird eine leidenschaftliche Frau. Es kommt zu einen überraschenden Kuss, als die Stromschnellen glücklich passiert sind. Es sind am Ende die überwundenen Schwierigkeiten, die Charlie und Rosie zu einem Liebespaar machen. Sie beginnen ein Eheleben auf dem Boot. Man sieht Rosie erstmals lachen.



Ihre patriotische Pflicht vergisst sie dennoch nicht. Trotz des neuen Lebensgefühls, dieses vielleicht ersten Moments von Freiheit und Glück in ihrem Leben. Am Tage vor dem Angriff auf die Louisa wird die britische Flagge gehisst und das Boot durch Reinigung zu einer würdigen Vertreterin der Royal Navy gemacht. Doch der Angriff misslingt, das Boot kentert in der stürmischen See. Rosie und Charlie werden von den Deutschen gerettet, aber nur um von einem Standgericht zum Tode verurteilt zu werden. Vor dem Vollzug bittet Charles den Kapitän beide zu trauen. Währendessen fährt das Schiff auf die halb versunkene „Africa Queen“ und ihre Torpedos zu. Die „Königin Luise“ sinkt bevor das Urteil vollstreckt wird. Rosie und  Charales können im Chaos entkommen.


Der historische Hintergrund sind die Kampfhandlungen auf dem Tanganyika-See. Zu Beginn des Krieges hatten ihre drei größeren Schiffe, die „Kingani“, die „Hedwig von Wissmann“ und später die „Graf von Götzen“ mit Kanonen und Maschinengewehren armiert .Mit ihrer Hilfe führten sie mehrere Vorstöße auf Uferbefestigungen und Hafenorte der belgischen und britischen Kolonien durch . In einem Überraschungsangriff gelang es den Deutschen, die ebenfalls zum Kampfschiff aufgetakelte belgische „Delcommune“ schwer zu beschädigen und bei einem zweiten Angriff wenige Tage fast völlig zu zerstören. Am 10. November 1914 griffen die Deutschen den belgischen Hafen von Albertville an, um die dort lagernden Schiffe zu sprengen. Der Versuch misslang allerdings.Von mehr Erfolg gekrönt war die Zerstörung zweier britischer Boote eine Woche später. Ende des Jahres erlangten die Deutschen mit ihren Schiffen für einige Zeit eine relative Oberhoheit über den Tanganyika-See, der wichtigsten Verkehrsader in der Region, und schränkten vor allem die Möglichkeiten der Belgier ein, ihre Truppen in der Region von einem zum anderen Ort zu bringen.

In dieser Situation schlug der Abenteurer John Lee der britischen Admiralität vor, zwei Dampfpinassen nach Ostafrika zu bringen, um die deutschen Schiffe zu zerstören. Mit der Durchführung wurde der Offizier Geoffrey Basil Spicer Simson beauftragt. Die beiden Schiffe erreichten im Oktober 1915 den Tanganyika-See, Anfang Februar kam es zu einem Aufeinandertreffen mit der „Hedwig von Wissmann“, die zerstört wurde. Das größere deutsche Schiff, die „Götzen“ wurde erst im Juni 1916 von belgischen Flugzeugen versenkt.

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