Bericht über die Gefangennahme der besatzung des Dampfers "Hermann v. Wissmann", 13.8.1914

Dieser Bericht beschreibt die ersten Kampfhandlungen in der Kolonie aus deutscher Sicht. Nachrichten vom Ausbruch des Krieges hatten die Kolonie zwar schon Anfang August erreicht, aber angesichts der wenig ausgebauten Kommunikationswege in der Kolonie erreichte diese Nachricht nicht jeden Winkel der Kolonie. Der im Bericht geschilderte Vorfall wurde im Laufe des Krieges von den Deutschen als Grundlage für ihre Anklage der Briten, sie hätten den Krieg in Ostafrika begonnen, genommen. 
Der Bericht  ist vor allem für seine Sprache interessant. Sie ist durchsetzt von Swahilibegriffen, eine eigentümliche Variante kolonialer Pidginisierung. Solch eine Pidginisierung des Deutschen findet sich in vielen Berichten und Publikationen der Deutschen. Wenn die Deutschen ihre so hoch gehaltene Kultur nach Afrika bringen wollten, dann hat sie sich auf dem Weg dorthin, doch sehr gewandelt - und das nicht nur auf der Ebene der Sprache.




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Bericht über die Gefangennahme der Besatzung des Dampfers
"Hermann v. Wissmann" am 13. 8. 14.
(einem Brief des Sanltätsfeldwebels Lappe an Hauptmann v. Langenn entnommen).


Nach Aussage der Schiffsbaharia: Gegen 6 Uhr früh, am 13. 8., sei der englische Dampfer
„Gwendoline" im Spinxhafen erschienen und habe 5 Kanonenschüsse auf den Dampfer „Hermann v. Wissmann“ abgefeuert, jedoch ohne denselben zu treffen. Kapitän Mossler habe hierauf 4 seiner Baharia befohlen, ein Boot fertig zu machen und sei dann zum Dampfer „Gwendoline“ hinüber gefahren und sei dort an Bord gegangen. Die Baharia behaupten, Herrn Mossler gewarnt zu haben, rüber zu fahren, denn das sei Vita. Mossler habe aber geantwortet: „wenn Vita wäre, hätte er Nachricht aus Ssongea“. Nun sei der Dampfer „Gwendoline“ ziemlich nahe heran gekommen und sei vor Anker gegangen. Hierauf sei ein Boot mit 5 Askari gelandet. Die Askari hätten nun Herrn Wagner, welcher sich bereits am Ufer befand, aufgefordert, mit an Bord des „Gwendoline“ zu kommen. Wagner habe sich aber geweigert und gesagt: „wo habt ihr euern Barua? Schert euch zum Teufel ihr Shenzi.“ Mittlerweile sei aber schon ein weiteres Boot, indem p. Mossler, der Kapitän vom „Gwendoline" sowie noch 4 weitere Europäer und einige Askari, gewesen wären, gelandet. Wagner sei nun von 2 Europäern und Askari entwaffnet, alsdann mit Herrn Mossler zusammen, zurück an Bord des „Hermann v. Wissmann“ geführt worden, um ihre Sachen zu packen. Später seien sie dann zusammen, mit den 4 indischen Fundis ihres Dampfers, an Bord des „Gwendoline“ gebracht worden. Die beiden Boote des Dampfers habe ich hier in Sicherheit gebracht.
gez. Lappe, Sanitätsfeldwebel u. Detachementsführer

(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.)


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