Der erste Bericht,
eine kurze Meldung über ein Angriff alliierter Schiffe auf einen
deutschen Posten am Nyassa-See, sei hier nur der Vollständigkeit
halber aufgeführt. Der zweite Bericht führt uns zurück an die
Nordgrenze der Kolonie, der Kilimanjaro-Region. Wie
aufseiten der Deutschen hatten sich in der britischen Kolonie Kenya
bei Ausbruch des Krieges Freiwilligeneinheiten aus Siedlern gebildet,
die gewillt waren, den Strauss mit den Deutschen auch auf
afrikanischem Boden auszufechten. Sowohl auf deutscher wie auch auf
britischer Seiten bildeten ehemalige Offiziere einen bedeutenden Teil
der europäischen Siedlercommunities. Koloniale Herrschaft war in
dieser Zeit nicht nur eine Herrschaft der Militärs, sondern auch der
ehemaligen Militärs.
Den rasch formierten Einheiten gaben die Kriegsfreiwilligen wohlklingende Namen wie „Bowker’s Horse“, „Plateau South Africans“, „Legion of Frontiersmen“, oder „Wessel’s Scouts“. Weitaus weniger Sorgfalt widmeten sie ihrer militärischen Ausbildung und Disziplin. Streitigkeiten aufgrund der Unterordnung der einst in Offiersrang stehenden Freiwilligen in die neu etablierte militärische Hierarchie waren an der Tagesordnung. Militärischer Drill und Waffenübungen waren dagegen eine Seltenheit. Die Freiwilligen konnten nur mit Mühe zum Exerzieren gebracht werden, vermerkte mit einiger Bitterkeit der britische Offier Richard Meinertzhagen. Die Freiwilligeneinheiten wurde in zwei Regimentern zusammengefasst: in das „East Africa Regiment“ und die „East African Mounted Rifles“. Sorgfältig achteten die europäischen Freiwilligen auf eine Trennung von den afrikanischen Truppen der Kolonie, den „King’s African Rifles“.
Der Bericht schildert vermutlich einen der ersten Gefechte zwischen deutschen Truppen und britischen Freiwilligeneinheiten.
Den rasch formierten Einheiten gaben die Kriegsfreiwilligen wohlklingende Namen wie „Bowker’s Horse“, „Plateau South Africans“, „Legion of Frontiersmen“, oder „Wessel’s Scouts“. Weitaus weniger Sorgfalt widmeten sie ihrer militärischen Ausbildung und Disziplin. Streitigkeiten aufgrund der Unterordnung der einst in Offiersrang stehenden Freiwilligen in die neu etablierte militärische Hierarchie waren an der Tagesordnung. Militärischer Drill und Waffenübungen waren dagegen eine Seltenheit. Die Freiwilligen konnten nur mit Mühe zum Exerzieren gebracht werden, vermerkte mit einiger Bitterkeit der britische Offier Richard Meinertzhagen. Die Freiwilligeneinheiten wurde in zwei Regimentern zusammengefasst: in das „East Africa Regiment“ und die „East African Mounted Rifles“. Sorgfältig achteten die europäischen Freiwilligen auf eine Trennung von den afrikanischen Truppen der Kolonie, den „King’s African Rifles“.
Der Bericht schildert vermutlich einen der ersten Gefechte zwischen deutschen Truppen und britischen Freiwilligeneinheiten.
Der Bericht gibt
einen wichtigen Hinweis auf die militärische Struktur der deutschen
Truppen. Schon vor dem Krieg hatten die Kolonialmilitärs ein
ständiges Korps von „Kompagnieträgern“ geschaffen, die fest in
die jeweilige Kompagnie integriert waren. Sie sollten die Mobilität
der Schutztruppe bei Feldzügen gegen die aufständische afrikanische
Bevölkerung erhöhen. Diese Kämpfe führten die Schutztruppe in der
Regel in Gegenden, wo es kaum eine Infrastruktur gab und wo der
koloniale Staat nur wenig präsent war. Die deutschen Kolonialtruppen
sollten ihren Nachschub jederzeit selbst garantieren können. Als
Teil der regulären Kolonialtruppen erhielten die Kompagnieträger
Uniformen sowie eine rudimentäre militärische Ausbildung.
Im Ersten Weltkrieg erfüllten sie neben dem Transport und der Sicherung des Nachschubs vielfältige Aufgaben. Sie wurden bei der Einrichtung von Verteidigungsanlagen sowie, wie im Bericht deutlich wird, auch zur Bewachung von neu rekrutierten Trägern eingesetzt. Im Laufe des Krieges, vor allem ab 1916, waren die Kompagnieträger ein wichtiger Pool für neue Rekruten. Der Bericht erwähnt die Bewaffnung der Träger mit Gewehren des Typs M71.
Das wirft die Frage nach der tatsächlichen Stärke der deutschen Truppen 1914 auf. Laut Strachan gab es zu Beginn des Krieges 14 Feldkompanien, die jeweils zusammen mit 16 bis 20 Offizieren, 150 bis 200 Askaris und etwa 200 bis 250 Trägern auf 400 Mann kamen. Zu den „offiziellen“ 2.542 Askari kamen noch einmal mindestens 2800 bewaffnete Träger hinzu. Kolonialtruppen wie die deutsche Schutztruppe mochten zwar in vielem ihren europäischen Vorbildern ähnlich gewesen sein, sie waren dennoch in vielen Dingen sehr unterschiedlich. Dazu gehörten das Nebeneinander ganz unterschiedlicher Formen der Einbeziehung in die militärischen Strukturen.
Im Ersten Weltkrieg erfüllten sie neben dem Transport und der Sicherung des Nachschubs vielfältige Aufgaben. Sie wurden bei der Einrichtung von Verteidigungsanlagen sowie, wie im Bericht deutlich wird, auch zur Bewachung von neu rekrutierten Trägern eingesetzt. Im Laufe des Krieges, vor allem ab 1916, waren die Kompagnieträger ein wichtiger Pool für neue Rekruten. Der Bericht erwähnt die Bewaffnung der Träger mit Gewehren des Typs M71.
Das wirft die Frage nach der tatsächlichen Stärke der deutschen Truppen 1914 auf. Laut Strachan gab es zu Beginn des Krieges 14 Feldkompanien, die jeweils zusammen mit 16 bis 20 Offizieren, 150 bis 200 Askaris und etwa 200 bis 250 Trägern auf 400 Mann kamen. Zu den „offiziellen“ 2.542 Askari kamen noch einmal mindestens 2800 bewaffnete Träger hinzu. Kolonialtruppen wie die deutsche Schutztruppe mochten zwar in vielem ihren europäischen Vorbildern ähnlich gewesen sein, sie waren dennoch in vielen Dingen sehr unterschiedlich. Dazu gehörten das Nebeneinander ganz unterschiedlicher Formen der Einbeziehung in die militärischen Strukturen.
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Auszug aus Bericht der 5. Feldkompagnie vom 29. 8. 14
pp.
Unsere Vorposten In
Kaporo, südlich Songwe-Mündung (Karte 1:300000) und die
vorgeschobene Abteilung unter Oberleutnant v. Veltheim wurden am 25.
8. von den Schiffsgeschützen erfolglos beschossen, der Kaporo-Posten
wurde am 26.8. im Morgengrauen überfallen, aber gehalten, diesseits
keine Verluste. Führer Sergeant Gorysch.
pp. gez. v. Langenn.
Gegner: Etwa 36
Engländer auf Pferden, 16 Massai.
Expeditionsbefehl:
Herrn Leutnant v. Oppen
Expeditionsbefehl:
Herrn Leutnant v. Oppen
Himo-Lager.
Sie erhalten
hierdurch den Befehl, Bahn und Telegraph bei Tsavo zu zerstören
bezw. zu unterbrechen.
Neu-Moschi, den 27.
8. 1914.
Kommando der
Nordtruppen. I. V.
gez. Schulz,
Hauptmann.
Truppeneinteilung: 2 Chargen, 19 Askari, 11 Kompagnie-Träger mit Büchse 71.
Truppeneinteilung: 2 Chargen, 19 Askari, 11 Kompagnie-Träger mit Büchse 71.
v. Oppen,
Leutnant.
– 19 –
Bericht:
Am 27. 8. um 4 Uhr
nachm, marschierte ich mit meiner Abteilung und dem Freiwilligen
Trautmann vom Himo-Lager nach Marangu, wo ich lagerte. Am 28. 8. 6
Uhr morgens marschierte ich von Marangu nach Rombo ab. Unterwegs
meldeten sich bei mir Leutnant d. R. Ott und Leutnant a. D.
Leitgebel, die den Befehl erhalten hatten, sich mir anzuschliessen.
Am 29. 8.
marschierte ich zum Engare-Len, wo ich ca. 1 Uhr nachm, lagerte. Als
ich ca. 3 Uhr nachm, die beiden ausgestellten Posten revidierte, und
mit den Leutnants Ott und Leitgebel die Gegend mit den Fernglas
absuchte, meldete mir letzterer die Annäherung einer Reiterkolonne,
die wir alsbald als feindliche und in der angegebenen Stärke
erkannten. Die Reiter waren auf Pferden berittene Europäer, die in
bester Ordnung (Reihenkolonne) mit zahlreichen Sicherungen und
vorgeschobenen bewaffneten Massai heranmarschierten. Ich entschloss
mich den Gegner anzugreifen. Hierzu besetzte ich zunächst in voller
Deckung eine Höhe, bereitete den Feuerüberfall vor und ging in
Stellung, als der Gegner, der eine Rechtsschwenkung um die Höhe
ausführte, mit seinen linken Seitendeckungen Einblick in mein Lager
bekommen musste.
Die erste Salve mit
Visier 600 m sass gut im Gegner, der, völlig überrascht, erst
stutzte, dann in voller Panik die ca. 600 m lange Grassteppe
zurückgaloppierte. Ich folgte mit Feuer von meiner überhöhenden
Stellung und ging mit den Visieren auf 800 m, schliesslich bis 1200 m
herauf. Der Gegner erlitt deutlich sichtbar Verluste. Mehrere Reiter,
Pferde und Eingeborene fielen.
Bei Visier 1200 m
erreichte der Gegner einen Akazienwald, aus dem er sogleich ein
heftiges Salven- und Schützenfeuer gegen meine Stellung eröffnete.
Das Feuer des Gegners blieb wirkungslos, während aus später
aufgefundenen blutigen Bekleidungsstücken hervorgeht, dass der
Gegner auch in seiner Feuerstellung noch Verluste erlitt. Nach ca. 20
Minuten Feuerdauer brach der Gegner das Gefecht ab und setzte seine
Flucht fort. Auf 1600 m nochmals zum Vorschein kommend, wurde er von
dem als Sicherung mit einigen Askaris auf der Höhe verbliebenen
Leutnant a. D. Leitgebel nochmals beschossen.
Vom Erscheinen des
Gegners bis zur Feuereröffnung verging die Zeit von 3 Uhr bis 3.30
nachm, ca., von da bis zum letzten Schuss 3.30 bis 4.30 nachm. ca.
Nach übereinstimmenden Beobachtungen der Europäer und Askari fielen
6 Engländer, 3 Pferde, 1 berittener Schwarzer, 1 Massai. Spätere
Funde lassen aber noch grössere Verluste des Gegners vermuten.
– 20 –
Eine Verfolgung des
sehr gut bewaffneten und berittenen, mir erheblich überlegenen
Gegners in ungünstiges Gebinde hinein erschien mir bei der Tageszeit
nicht zweckmässig. Ich lagerte nachts bei Farm Leitgebel am Moorrand
der Landschaft Rombo. Der 13. Feldkompagnie sandte ich Meldung und
bat um Zuteilung eines Maschinengewehrs, um, dadurch verstärkt,
meine Aufgabe durchführen zu können. Am 31.8. erhielt ich jedoch
den Befehl, die Kompagnie in Rombo abzuwarten. Das Verhaften der
Europäer und Askaris während des Gefechts war tadellos. Die mit 71
er Büchse ausgerüsteten Kompagnieträger erfüllten ihre Aufgabe,
die Warangi-Träger, welche durch einige in der Nähe des Lagers
einschlagenden Geschosse ängstlich wurden, bei ihren Lasten
festzuhalten.
gez. v. Oppen
Leutnantgez. v. Oppen
(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.)
Deutsche Freiwillige zu Pferde |
Die Schutzruppe auf Eseln |
Askari und Träger beim Ausheben von Schützengräben |
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