Der Bericht
schildert ein für die ersten Kriegsmonate typisches Gefecht zwischen
einer deutschen Patrouille und britischen Truppen an der Nordgrenze
der Kolonie. Auch diese deutsche Patrouille ein Gemisch aus regulären
Truppen, Polizisten sowie afrikanischen Kriegern. Der Bericht ist vor
allem wegen der ausführlichen Einschätzung der militärischen
Leistungen der Askari interessant. Leutnant Langen, der Kommandeur
der Patrouille, war mit den Leistungen seiner Soldaten im Gefecht
mehr als zufrieden. Der Angriff wurde „wie auf dem Exzerzierplatz“
durchgeführt, die Askari haben mit „Mut und Kaltblütigkeit“
gekämpft. Es ist zudem einer der wenigen Berichte, der die Askari
namentlich erwähnt.
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Bericht über das am 19. September 1914 stattgehabte Gefecht am Loldureish-Fluss.
Führer: Leutnant Langen.Gegner: etwa 50 Engländer, 150 Askaris.
Expeditionsbefehl. Die Abteilung hatte den Befehl, zu erkunden, ob stärkere feindliche Kräfte, die in den Kyulu-Bergen gesehen, im Anmarsch wären, (Befehl 13. Kompagnie 15. 9. 14) und den Gegner zu schädigen. (Kommandobefehl 12. 9. Ziffer 2).
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Truppeneinteilung.
3
Europäer
1 Chargen
13. Kompagnie mit Karabiner 98 bewaffnet.
39 Askari
3 Polizeiaskaris mit
Jägerbüchse 71 bewaffnet.
8 Hilfskrieger
(Wadschagga) (zum Teil mit Speer bewaffnet)
29 Träger.
gez. Langen
Leutnant und Führer
Bericht.
Charakteristik des
Geländes.
Das Gefecht fand am
Westufer des Loldoreish sfatt. Das Gelände ist eben, mit dichtem
Busch bewachsen. Etwa gleichlaufend mit dein Fluss, 150 m von diesem
entfernt, zieht sich eine etwa 200 m breite Lichtung mit lichtem
Baumbestand hin. Weiter nach Westen folgt wieder dichter Busch.
Am 18. September
1914 brach die Abteilung um 7 Uhr morgens auf und traf um 1 Uhr
nachm, am Tsavofluss, unmittelbar südlich des Eintrittes des
Magoini-Korongos ein. Hier war
die Patrouille,
Msabaha I überfallen worden.
Um 3.15 nachm. wurde
abmarschiert und den Spuren des Feindes gefolgt. Um 5.15 nachm. traf
die Abteilung am Loldoreish-Fluss ein.
Es wurde nahe dem
Flusse in einer grossen Lichtung, die von den Kyulubergen nicht
einzusehen war, Lager bezogen. Eine Patrouille, die am jenseitigen
Ufer aufklären sollte, fand nichts
Verdächtiges.
Am 19.9. 5.14 vorm,
verliessen 4 Patrouillen das Lager. Die erste hatte den Auftrag, den
Loldoreish-Fluss diesseits nach Norden hin aufzuklären und den
Spuren der feindlichen Patrouillen zu folgen. Die drei anderen
Patrouillen sollten den Fluss überschreiten, um den Gegner in den
Kyulubergen festzustellen, (je 2 Askari und 1 Mdschagga)
Um 580 vorm, kehrte
die erste Patrouille (ohne 1 Askari) zurück mit der Meldung, dass
sich der Feind in einer Entfernung von etwa 15 Minuten in geringerer
Stärke als die Abteilung in einer Dornboma aufhielte. Der Führer
nahm an, dass dies die obengenannten Patrouille war und entschloss
sich, dieselbe anzugreifen.
Der Reservist
Wenzel, ein Schausch und 6 Askaris erhielten den Auftrag, mit den
Lasten nach Westen ins Gebüsch zu gehen und abzumarschieren.
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5.40 morgens
erschoss der am Feinde zurückgebliebene Mann den Bomaposten. Dadurch
wurde. der Feind aufmerksam. Um ihm nicht Zeit zur Entwicklung zu
geben, ging die Abteilung nunmehr ausgeschwärmt zum Angriff vor.
5.45 vorm, wurde auf
den vor der Borna befindlichen Feind das Feuer eröffnet (300 m) und
sodann sprungweise vorgegangen. Feuereröffnung und Sprünge
erfolgten wie auf dem Exerzierplätze. Nach kurzem Gefecht wurde die
Borna gestürmt, der Feind zog sich nach Osten schwenkend in den
dichten Busch zurück und feuerte von dort aus lebhaft.
Der Feuerkampf wurde
bald langsam, bald lebhaft geführt, je nach Sichtbarkeit des
Gegners.
Die Feuerdisziplin
der Askaris war musterhaft. Die Entfernung betrug zum Teil nur 60 m.
Inzwischen trafen
beim Feinde bedeutende Verstärkungen ein. Einen Vorstoss hat der
Feind nicht unternommen. Befehle vorzugehen, wurden nicht ausgeführt.
Allmählich verlängerte er
seinen linken
Flügel.
Kurz nach 7.00 traf
die Meldung ein, dass der Feind die rechte Flanke der Abteilung durch
Umfassung bedrohte. Darauf entschloss ich mich, 7.10 vorm,
zurückzugehen, zumal im Verhältnis zur Stärke der Abteilung
beträchtliche Verluste eingetreten waren. Der Rückzug wurde zuerst
kriechend mit der Front zum Feinde bis zum dichten Busch immer wieder
haltend und schiessend
in guter Ordnung
durchgeführt. Die Verwundeten wurden mitgenommen. Die Askaris
bewahrten
Ruhe und
Kaltblütigkeit. Das Aufnehmen der Waffen und Munition der
Gefallenen, mehrfach
versucht, wurde
durch sehr starkes feindliches Feuer verhindert. Nur das Gewehr des
Askari Ali Msandaui wurde mitgeführt.
Die Verwundeten
haben sämtlich ihre Waffen mit Ausnahme eines durch den Hals
geschossenen Askari, der als Verbindungsmann mit den Lasten allein
stand.
Reservist Wenzel
hatte unterdessen mit den Lasten, von denen eine Last Patronen
vorgebracht und verteilt war, geordnet den Rückmarsch angetreten,
obwohl auch dort einige Schüsse einschlugen.
Eine Stunde nach
Antritt des Rückzuges wurden die Verwundeten verbunden. Um 3 Uhr
nachm. traf die Abteilung im Lager Engare-Len ein.
Der Gegner hat auch
nicht den Versuch einer Verfolgung unternommen.
Der 3 Patrouillen
jenseits des Flusses kehrten auf das Gewehrfeuer zurück und trafen
wieder auf die Abteilung. Eine nahm noch am Gefecht teil.
Patronenverbrauch
2267 Stück.
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Die Verluste des
Feindes betragen nach Angabe der Askari 29 Engländer und 47 Askari.
Die feindlichen
Askari trugen dunkle Sweater oder Kaki. Es wurden nur wenige Inder
gesehen.
Die Zahlen sind nach
meiner Ansicht durchaus glaubwürdig.
Nicht eingerechnet
sind diejenigen, die von den gefallenen Askari getroffen sind.
Es wurde zuletzt zum
Teil auf 60 m Entfernung geschossen. Was sich zeigte, wurde
getroffen.
Auch das Verhalten
des Gegners, (kein Vorstoss, keine Verfolgung) lässt auf starke
Verluste schliessen.
Die Haltung aller
Askaris der Kompagnie und Polizei war dauernd gut, es wurde ruhig
gezielt und geschossen. Besonders haben sich der Ombascha Max und
lsmael, die Askari Msabaha I, Simba und der gefallene Mandebura
hervorgetan.
gez. Langen
Leutnant
Askari im Gefecht |
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