Dieser Bericht über
eine Aufklärungspatrouille liefert uns einige Hinweise auf den
Alltag des Krieges, der weniger von großen Schlachten denn von
kleinen Patrouillenscharmützeln geprägt war. Die Deutschen drangen
in mehrstündigen Fußmärschen auf das feindliche Gebiet vor,
lieferten sich ein kurzes Gefecht mit den Briten und verschwanden
wieder.
Die Beobachtungen
des Leutnant Meyer geben uns einen Eindruck von den Befestigungen wie
sie im Krieg typisch waren: ein Lager, um geben von einigen
Erdwällen, das an strategisch wichtige Punkten einen
Verteidigungsposten bildete.
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Bericht über die
Aufklärung der 9. Feldkompagnie gegen die befestigte Feldstellung
der Engländer am Tsavo.
Patrouillenfahrer: Leutnant Meyer.
Truppen: Sergeant Müsslin, 20 Askari der 9. Feldkompagnie, 4 Kompagnieträger
– 88 –
Patrouillenfahrer: Leutnant Meyer.
Truppen: Sergeant Müsslin, 20 Askari der 9. Feldkompagnie, 4 Kompagnieträger
– 88 –
Am 9. Oktober 1914
erhielt ich den Befehl mit einem Unteroffizier (Sergeant Müsslin),
20 Askari und 4 Kompagnieträgern der 9. Feldkompagnie gegen die
befestigte Feldstellung der Engländer am Tsavo aufzuklären, um
festzustellen, ob dieselbe noch vom Feinde besetzt sei.
Um 2.45 nachm. brach
ich vom ehemaligen Lager der Kompagnie Schulz am Savan auf und trat
den Vormarsch in Östlicher Richtung, am nördlichen Ufer des Savan
entlang, an. Auf dem Wege fanden wir zunächst keine frischen
Fußspuren, erst etwa 3 – 4 km vorm englischen Lager war der Weg
reichlich mit frischen Spuren von englischen Askari betreten.
Eine befestigte deutsche Position am Kilimanjaro (Weiß, 1922) |
Ich beabsichtigte
anfänglich bis an den Loldoreish heranzuzugehen, stand aber, als ich
vorher eine kleine Erhebung zwischen Weg und Savan erstieg, um 5.25
nachm. plötzlich etwa 400 m vorm feindlichen Lager. Ich liess meine
Patrouille herankommen, sicherte mich nach rechts, links und
rückwärts und beobachtete folgendes:
„Auf einer kleinen
Kuppe frisch aufgeschütteten und mit Gras verkleidete Erdwälle. Mir
gerade gegenüber anscheinend ein Eingang, dort war in einer Breite
von etwa 3 bis 4 m eine Lücke in dem Erdwall. Durch diese Lücke
konnten wir das Lager einsehen, wir erkannten eine kleine Hütte, vor
derselben eine Wache, 4 Askari sassen auf einer Bank; 1 ging als
Posten auf und ab. Wir erkannten nur einheimische oder
Sudanesenaskari. — Um 5.35 wurde die Wache abgelöst. — Weiter
beobachtete ich 6 Europäer, die am Eingänge vorbeigingen, einer
schien nach der Kleidung ein Bur zu sein. — Im Lager herrschte
grosser Lärm, wir hörten deutlich Gespräche von Eingeborenen“.Um
5.50, als gerade 5 Europäer wieder vor dem Eingang erschienen, gab
ich eine Salve auf die Wache ab. Kaum 5 Sekunden später wurde beim
Feinde das Feuer eröffnet, zunächst einzelne Schüsse, dann eine
Salve, die über uns hinwegging. Als einige Geschosse der zweiten
Salve kurz vor uns einschlugen, stellte ich das Feuer ein und ging in
Deckung zurück. Das Feuer datierte drüben noch kurze Zeit an,
gleichzeitig Salven und Schützenfeuer. Verluste beim Gegner konnte
ich nicht beobachten, auf meine erste Salve war sofort alles
verschwunden. Diesseits niemand verletzt. Ich trat sofort den
Rückmarsch ins Lager an, wo ich um 8.35 nachm. eintraf.
gez. Meyer,
Leutnant in der
Kaiserlichen
Schutztruppe für
Deutsch-Ostafrika
Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.
Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.
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