Telegramm aus Muansa vom 1. 11. 1914



Ein Schwerpunkt der Kämpfe in den ersten Kriegsmonaten waren die Großen Seen im Westen der deutschen Kolonien. Für alle Kriegsparteien waren sie wichtige Verkehersader in einer Region, die infrastruktuell kaum erschlossen war. Die Deutschen konnten relativ eine gewisse Vorherrschaft auf dem Tanganyika-See erreichen, auf dem Viktoria-See waren jedoch die Briten relativ dominierend. Sie hatten hier nicht nur die meisten Dampfschiffe, sondern auch eine Anbindung an die Uganda-Bahn. Das Telegramm beschreibt die ersten Kampfhandlungen zur See. Die Briten beliessen es dabei auf vorsichtige Annäherungsversuche und überfallartige Aktionen. 
 
Englischer Landungsvcrsuch bei Kayense wurde von unserem Posten nach einem zweistündigen Gefecht zurückgewiesen. Posten bestehend aus 12 Europäern und 6 Ruga-Rugas eröffneten, als mit Maschinengewehren besetztes Boot vom englischen Dampfer abstiess, auf etwa 14(X) m das Feuer. Darauf von englischer Seite heftiges Maschinengewehr- und Geschützfeuer. Starker Munitionseinsatz. Unser Posten 555 Patronen verschossen. Diesseits keine Verluste. Beim Gegner anscheinend einige Verwundete. Feindliche Schiffe zogen sich in den Spekegolf zurück. Es handelt sich anscheinend um die grössten englischen Dampfer, die mit Truppen stark besetzt sind. Landuugsmöglichkeit demnach fortbestehend.
Nach heutigen Morgenmeldungen kreuzen die Schiffe in Höhe von Haie zwei Stunden von hier. Von den 11 Expeditionsdhaus die bei der Insel Juma landeten, sind bisher im ganzen 7 zurückgekehrt. Vier stehen noch aus. Durch die Dhaubesatzungen hat Garnison Verstärkung von etwa 250 Gewehren erhalten. Von Dampfer Muansa und Leichtern noch nichts bekannt.

(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. Zusammenstellung der Berichte über die in den Monaten November, Dezember 1914 und Januar 1915 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika nebst Nachtrag über die in den Monaten August bis Oktober stattgefundenen Gefechte.  Morogoro: Regierungsdruckerei, n.d. [1915].)
 

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