Bericht über ein Patrouillengefecht bei Mbuyuni, 4.9.1914













Der Bericht schildert den weiteren Verlauf der Patrouille des Oberleutnants Dransfeld. 





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Bericht

über das am 4. September 1914 stattgehabte Patrouillengefecht bei Mbuyuni.
Führer: Oberleutnnnt d. R. Dransfeld.
Gegner: 3 Europäer und eine Anzahl Askari, im Ganzen schätzungsweise 15 Gewehre.
Befehl: Wie im Bericht über das Gofccht vom 3. desselben Monats
Stärke: 8 Europäer
30 Askari der Abteilung Kluge (Polizei-Askari der ohemaligen Kompagnie Böll.)
gez. Dransfeld Oberleutnant d. R.

Bericht:

1. ) Oertlichkcit: Wie im Bericht vom 3. dieses Monats.
2. ) Gefecht: Am Nachm. des Gefechts vom 3. d. Mts., etwa 4 Uhr, wurden mir von der Feldwache, die ich zur Sicherung der Wasserstelle II gegen Mbuyuni vorgeschoben hatte, Engländer im Anmarsch gemeldet.
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Der erwartete Angriff auf das Lager erfolgte nicht. Da ich den Gegner jedoch in unbequemer Nähe vermuten durfte, beschloss ich, am nächsten morgen mit einer stärkeren Abteilung gegen ihn vorzugehen.
Ich marschierte 6 ½ Uhr vorm, mit l3 Askari vom Lager ab. Europäer und weitere Askari wollte ich von der für diese Nacht verstärkten Feldwache mit nehmen. Bei der Feldwache erfuhr ich, dass der wachthabende Feldwebel Gioso — infolge eines Missverständnisses— bereits um 5 ½ Uhr mit dem Gefreiten Kiefner und 10 Askari in das Vorgelände aufgebrochen war. Nach etwa 1 ständigem Marsch vernahm ich vor mir Gewehrfeuer. Beschleunigt vorrückend traf ich dann Feldwebel Giese bei Mbuyuni im Gefecht. Als dieser gegen 7° in Schützenlinie aus dem westlichen Waldrand der Buga von Mbuyuni herausgetreten war, hatte er alsbald jenseits der Buga südlich der Strasse — eben dort, wo am Vortage auch die Motorfahrer sich postiert hatten den Gegner bemerkt. Auf etwa 600 m Entfernung erhielt Giese lebhaftes Feuer. Er ging mit der Abteilung noch etwa 100 m vor und eröffnete dann mit Kiefner das Feuer, während er wegen der weiten Entfernung den Askari zu srhiessen verbot. Nachdem es Gioso gelungen war, den aus der Deckung hinter einem Baum hervor besonders eifrig feuerndem feindlichen Führer durch einen wohlgezielten Schenkelschuss niederzustrecken und noch einen zweiten englischen Europäer zu verwunden, erlahmte das feindliche Feuer. Die darauf sprungweise vergehende Abteilung fand den Waldrand geräumt. Der zurückgebliebene schwerverwundete Engländer wurde verbunden und später nach Taveta überführt. ln Höhe der feindlichen Stellung auf der Strasse wurde eine Kiste mit 188 Dynamitpatronen eingegraben vorgefunden, welche mittels eines Drahtes, der in die Stellung führte, entzündet werden sollte. Da der Gegner vor unserer Ankunft die Stellung verliess kam es glücklicherweise nicht zur Entzündung der Mine.
Mit Giese, Kiefner und den Askari folgte ich dann dem abziehenden Gegner in der Absicht, möglichst bis Makatau vorzustossen; nach 1 stündigem Marsch stellte sich der Feind auf grössere Entfernung wieder. Ich liess das Feuer auf etwa 800 m erwidern mit dem Ergebnis, dass nunmehr die feindlichen Askari seitlich der Strasse im Gebüsch verschwanden. Danach marschierte ich noch eine halbe Stunde und machte Rast. An der Raststelle erreichte mich ein Meldefahrer mit der Meldung des Leutnants Kluge, dass in der voraufgegangenen Nacht der Wasserposten Eldolorobo von den Engländern überfallen wurden sei. Da hiernach meine rückwärtige Verbindung insbesondere Wasserversorgung, gefährdet erscheinen musste und weil Leutnant Kluge, wie er gleichzeitig mitteilte, nach Eloldorobo abmarschiert war, gab ich den weiteren Vormarsch auf und kehrte zur Wasserstelle zurück, wo ich gegen 1° wieder eintraf.

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Ergebnis: 1 Europäer verwundet gefangen, 1 weiterer englischer Europäer anscheinend leicht verwundet. 1 Gewehr mit Munition und verschiedene am Lagerplatz gefundene Ausrüstungsgegenstände erbeutet.
gcz. Dransfeld, Oberleutnant d. R.

(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement (n.d. [1914]). Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro, Regierungsdruckerei.)



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