Der Bericht
schildert den Vorstoß deutscher Truppen auf britisches Territorium
am Nordufer des Nyassa-Sees. Der Angriff endete in einem Fiasko, mit
für Ostafrika ungewöhnlich hohen Verlusten. Nahezu das gesamte
Offizierskorps fiel oder geriet in Gefangenschaft, vermutlich über
ein Dutzend Askari fanden den Tod. Zwei Geschütze und zwei Maschinengewehre
gingen verloren. Die Ursachen dieser Niederlage waren mangelnde
Aufklärung und das Versagen der Kommunikation zwischen den einzelnen
Offizieren und Truppenteilen. Bemerkenswert ist, dass der Kommandeur
trotz Warnungen eines afrikanischen Informanten über starke
britische Verbände in sein Verderben rannte. Falkenstein aber
schlug die Warnung in den Wind, vermutlich wegen seiner Vorurteile
gegenüber den Afrikanern. Rassendünkel war in diesem Krieg ein
schlechter Ratgeber.
Hervorzuheben ist
auch die Zusammensetzung der deutschen Truppen, die neben regulären
Einheiten aus immerhin 500 lokalen Kriegern bestanden. Das ist für
diesen Kriegsschauplatz ein durchaus typisches Bild, wo die Deutschen
und selbst die regulären Soldaten der Schutztruppe nur einen kleinen
Teil der Kämpfenden ausmachten.
Gefechtsbericht
über das Gefecht
bei Karonga am 9. September 1914.
Am 5. September war
die Lage folgendermassen: Die feindlichen Vorposten waren über die
Luwira-Linie nach Süden zurück-
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gedrängt. Unsere
Vorposten standen am Ssongwe, mit dem 1. Zug und einem Geschütz an
der Seeküste, mit 2 Zügen der Kompagnie bei Itete.
Detachement Preetz,
ein Geschütz, 3 Europäer, 50 Askari waren mit dem ersten Zuge der
Kompagnie an der Küste vereinigt.
Oberleutnant Aumann
mit 30 Askari und 500 Wassanugu-Hilfskriegern war von Neu-Langenburg
aus im Anmarsch auf Itete. An diesem Tage zerstörte der Gegner mit
seinem Dampfer Gwendolin in Altlangenburg die unbesetzte und
unverteidigte ehemalige Borna und beschlagnahmte das Holz unseres
Dampfers. Vom Gegner war bisher bekannt, dass er die Luwiralinie
nordwärts nicht mehr überschritt und dass seine Patrouillen die
Flucht ergriffen. Ueber die Stärke des Gegners in Karonga selbst war
absolut nichts genaues zu erfahren. Nachdem am 6. Detachement Auman
eingetroffen war, ging das Detachement bis Kaporo vor, Europäerlasten
nur das Notwendigste mitnehmend und alle Askariboys zurücklassend.
Ich befahl für den 8. folgendes:
Das Detachement geht
am 8. 9. in 3 Abteilungen an den Luwira vor und zwar Detachement
Aumann bis West-Ngerenge, 5. Feldkompagnie, 1 Geschütz, 3
Maschinengewehre bis Kirupura an der Strasse Muaja — Karonga,
Detachement Preetz in unseren Stahlbooten bis Luwira-Mündung.
Aufklärung durch Europäer-Patrouillen: 5. Feldkompagnie von
Rukuru-Mündung bis Strasse West-Ngerenge- Karonga, da wo sie den
Fluss schneidet, Detachement Auman von da an einschliesslich bis nach
Makunga an der Stevenson-Road. Am Nachmittag des 8. liefen folgende
Meldungen ein: Rukuru-Mündung frei vom Feinde, an der Hauptstrasse
nördlich des Rukuru eine schwache Abteilung unter einem Europäer,
jenseits des Rukuru mehr, wieviel unbekannt. Ausserdem erhielt ich
eint Brief, in dem nur einer unserer Sultane die Angaben eines seine
aus Karonga entfaufenen Leute mitteilte. Der Mann selbst erschien,
widersprach sich öfters, aber gab ungefähr folgendes an: Am Rukuru
selber, dicht an der Mündung, an der Hauptstrasse und bei Mafiongo
an der Strasse West-Ngerenge- Karonge ständen je eine Abteilung,
bestehend aus je 2 Europäern, etwa 50 Askari und je ein
Maschinengewehr und ein Geschütz. In Karonga selbst sei die
Niederlassung der Firma Ross, Adam von den Engländern zu einer Boma
umgewandelt und von 74 Europäern besetzt. Ausserdem seien in Karonga
noch 3 Kompagnien Eingeborenen-Truppen mit 2 grossen und 7 kleinen
Geschützen. Der Gegner habe Erdarbeiten gemacht (entweder geschanzt
oder Minen gelegt) und halte die Niederlassung der Mandara, Africa
Lakes Corporation und Residentur-Boma schwach besetzt.
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Da nach den
bisherigen Meldungen von einer so grossen Ansammlung von Europäern,
wie der Eingeborene berichtete, nichts bekannt war und alle bisher
eingegangenen Erkundungen auf schwächere Truppen als 4 Kompagnien
schliessen liessen, beschloss ich für den 9.9 eine gewaltsame
Erkundung um ungefähr festzustellen. wie stark der Gegner sei. Ich
befahl zu diesem Zweck:
Das Detachement geht
am 9. an die Rukuru-Linie vor. Detachement Aumann auf der Strasse
Wcst-Ngerenge-Karonga, 5. Feldkompagnie Kirupura-Rukuru-Mündung,
Detachement Preetz in Booten bis zur Kambwe-Lagune, von da zu Fuss
bis zur Rukuru-Mündung. Verbindung der Detachements ist an der
grossen Strasse aufzunehmen. Feindliche Vorposten sind dabei zu
verjagen. Den Fliehenden ist nachzuhauen. Treffen wir auf Vorstellung
des Gegners, wird gestürmt. Vor überlegenen Kräften geht das
Detachement hinter die Luwira-Linie zurück. Eintreffen am Rukuru
beim frühesten Morgengrauen. Detachement Aumann greift ausserdem mit
seinen Wassangu west-südlich herum und zerstört die beiden
Telegraphenlinien von Karonga. Die Bagage aller Detachements wird in
Kirupura gesammelt, dort zu einer Borna zusammengesetzt und von einer
Bedeckung bewacht. Ich marschiere mit der 5. Feldkompagnie.
Der Vormarsch wurde
wie befohlen angetreten. Die Kompagnie folgte zuerst der grossen
Strasse etwa 1 Stunde lang und durchquerte dann unwegsames, mit
dichtem Busch und hohem
Schilf bewachsenes
Gelände zwischen See und Strasse, die sich streckenweise bis auf 600
- 700 m dem See nähert. Statt des beabsichtigten frühen Eintreffens
war wegen des ungangbaren Geländes die Kompagnie erst um 5.45 an der
Flussmündung, wo Preetz bereitstand. Am ganzen Flussufer zogen sich
dichte Bananenenhaine entlang und auf der südlichen Seite schlossen
sich daran vereinzelte Gehöfte, die in hohem Grase versteckt oder
von kleinen Feldern umgeben waren. Von dem mir gemeldeten, durch
Abbrennen des Grases freien Gelände bis Karonga hin, war nichts
zu sehen. Nach
Aussage aller, der Europäer und Eingeborenen, die Karonga von früher
her kannten, sollte sich Karonga selbst auf einem mässigen Hügel
befinden und einschliesslich des Postgebäudes aus 4, nicht weit von
einander entfernten Niederlassungen bestehen. Die Entfernung von
Rukuru bis Karonga war mir auf ungefähr 3 km angegeben worden. Der
Fluss selbst, überall durchwatbar, war etwa 30 m breit. Ich befahl:
Detachement Preetz
geht auf der nördlichen, die Kompagnie auf der südlichen Seite des
Flusses stromauf, rücklings aufklärend vor, um die gemeldeten
Vorpostenstellungen von der Flanke aufzurollen. Um 6 Uhr 15 Minuten
sah man auf etwa 1000 m die nördlich des Rukuru gestandenen
Vorposten auf der grossen Strasse fluchtartig südwärts eilen und
eine linke Seitenpatrouille
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meldete Besetzung
eines Bananenhaines linker Hand durch den Gegner. Stärke unbekannt.
Die Kompagnie nahm nach dorthin die Front in Zugkolonne gedeckt und
erhielt Befehl, dagegen aufklärend vorzugehen. Dem Detachement
Preetz wurde befohlen sich hinter dem rechten Flügel der Kompagnie
gedeckt zu sammeln. Mit Detachement Aumann war noch keine Verbindung
hergestellt. In dem Augenblick, als der Kompagnieführer Oberleutnant
v. Veltheim dem Zug Kieckhoefer den Auftrag gab, gegen den in den
Bananen gemeldeten Gegner vorzugehen, erreichte mich von der etwa
1000 m entfernten See her die Meldung, dass dort zwei Dampfer Truppen
landeten. Ich befahl die beiden Geschütz mit Bedeckungsmannschaft an
das Seeufer, um die Dampfer unter Feuer zu nehmen und ritt selbst
hin, um mich von der Lage zu überzeugen. 2 kleine Dampfer versuchte
leer von der Küste wieder fortzukommen und wurde von unseren
Geschützen unter Feuer genommen. Als ich zur Kompagnie zurückkehrte,
meldete mir Oberleutnant v. Veltheim der Gegner hat stark befestigte
Boma in den Bananen besetzt, der 3. Zug hat bereits schwere Verluste,
Leutnant Kieckhoefer sei gefallen, der 2. Zug sei links verlängernd
vorgegangen. Die Kompagnie hatte 2 Maschinengewehre in die vorderste
Linie genommen, die man aber nicht hörte. Vom Detachement Aumann war
noch keine Meldung eingelaufen. Detachement Preetz war noch nicht
heran. Ich eilte in die vorderste Linie, um mich selbst zu überzeugen
und sah folgendes Bild:
Jenseits einer kleinen Bodensenke, die rasiert war, erhoben sich auf 600 m hohe, massive, steinerne Häuser, die von mannshohen Mauern umgeben waren, in denen Schiessscharten eingeschnitten waren. Aus den Häusern und von der Mauer her erhielten wir heftiges, wohlgezieltes Feuer. Der 3. Zug lag auf etwa 500 n der 2. Zug auf 600 m Entfernung im Feuer. Das Maschinengewehr
Jenseits einer kleinen Bodensenke, die rasiert war, erhoben sich auf 600 m hohe, massive, steinerne Häuser, die von mannshohen Mauern umgeben waren, in denen Schiessscharten eingeschnitten waren. Aus den Häusern und von der Mauer her erhielten wir heftiges, wohlgezieltes Feuer. Der 3. Zug lag auf etwa 500 n der 2. Zug auf 600 m Entfernung im Feuer. Das Maschinengewehr
des 3. Zuges lag
ohne Europäer untätig in der Schützenlinie. Das Maschinengewehr
des 2. Zuges schwieg, da Feldwebel Graumar gefallen war. Ich warf
mich au dem Maschinengewehr des 3. Zuge
nieder und eröffnete
mit ihm das Feuer, um unseren Leuten Luft zu verschaffen und befahl
dem Oberleutnant v. Veltheim, der wieder rückwärts herankam, den 1.
Zug rechts verlängernd vorgehen zu lassen. Der Befehl kam aber nur
verstümmelt an den Zug, der Oberleutnant v. Veltheim mit schwerem
Oberschenkelschuss zusammengebrochen war. Der Zug schob nur ein,
anstatt zu verlängern und bot so dem Gegner ein viel zu dichtes
Ziel. Hierbei fiel Unteroffizier d. R. Stein. Mittlerweile war
Oberleutnant Aumann herangekommen und hatte selbständig in der
linken feindlichen Flanke eingegriffen, wo er aus Schützengräben
und von der Boma aus Feuer erhielt. Ich selbst war von unserem
rechten Flügel, von wo auf meinen Befehl sprungweise vorgegangen
wurde
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nach dem
Maschinengewehr des 3. Zuges zurückgelaufen, um unser Vorgehen mit
dem Maschinengewehr des 1. Zuges zusammen zu unterstützen. Hierbei
wurden neben mir 3 Mann der Bedienungsmannschaften und 2 Träger
ausser Gefecht gesetzt und ich selbst von einem Geschoss, das an dem
Visier meines Maschinengewehres zersplitterte, im Gesicht und an
beiden Augen verletzt. Während mein Boy mich halb besinnungslos zum
Verbandplatz schleppte, ist Sergeant Preetz mit seiner Abteilung
selbständig vorgegangen, um den Angriff vorzutragen. Unsere
Geschütze hatten mittlerweile die beiden Dampfer zerstört und den
Schiffsführer des einen gefangen genommen. Eine diesbezügliche
Meldung hatte mich nicht erreicht, ebenso wie auch mein Befehl, dass
die Geschütze nach beendeter Beschiessung der Dampfer den Angriff
auf die Boma unterstützen sollten, nicht angekommen ist, da der
Ueberbringer gefallen war. Unser Angriff, der auf eine überraschend
stark befestigte und von guten Schützen wohlverteidigte Stellung
stiess, brach nun zusammen, musste zusammenbrechen, da er nicht
genügend erkundet und vorbereitet war, und da durch das stürmische,
allzukühne Vorwärtsdrängen an den Feind zusammen mit dem
Aussergefechtsetzen der aktiven Offiziere und des Feldwebels die
einheitliche Leitung verloren ging. Als ich auf dem
Truppenverbandplatz verbunden wurde, den Oberarzt der Res. Dr.
Gothein etwa 800 m nördlich des Gefechtsfeldes in einem
Matetehäuschen hergerichtet hatte, erreichte mich die Meldung, dass
die Abteilung zurückgehe und ich sah unsere Leute in guter Ordnung
ausgeschwärmt zurückkommcn. Ich befahl dem Sergeanten Preetz als
dem ältesten, die Abteilung auf dem Wege zurückzuführen, den die
Kompagnie gekommen, war, also zwischen Strasse und See, weil ich in
diesem Gelände unsere Geschütze vermutete, die von dem
Truppenverbandplatz her erneut den Befehl bekommen hatten,
zurückzugehen.
Der schwerverwundete
Oberleutnant v. Veltheim und Leutnant Kieckhoefer blieben mit einigen
anderen schwerverwundeten Askari unter Fürsorge des Arztes auf dem
Truppenverbandplatz
zurück, da sie
nicht transportfähig waren. Mit diesem Moment setzte der Rückzug
der Abteilung ein, der für die Truppe äusserst verhängnisvoll
hätte werden müssen, wenn nicht unsere Europäer und Askari durch
ihre Aufopferung, Tapferkeit und Disziplin das Schlimmste abgewendet
hätten, denn auf diesem Rückzug war es dem Gegner gelungen,
voraussichtlich jene Abteilung, die Oberleutnant Aumann auf seinem
Vormarsch nicht angetroffen hatte, in unseren Rücken zu dirigieren,
sodass die Rückzugsgefechte mit 2 Fronten gekämpft werden mussten.
Während Detachement
Aumann, ganz nach Westen ausbiegend, ungefähr nach dorthin
zurückging, von wo es gekommen war,
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halte die Kompagnie
zunächst nur den nachdrängenden Gegner vom Gefechtsfelde her
abzuwehren, bis sie auf die grosse Strasse nach Mtiaja eingebogen
war. Dort aber, dicht südlich des Luwira, stellte sich uns der oben
angegebene Gegner flankierend und in der Front entgegen, uns mit
Maschinengewehr, Geschütz und lebhaften lnfanteriefeuer angreifend.
Durch energischen Gegenangriff gelang es, den Gegner zu verjagen, der
ausweichend sich nun auf den Nachtrupp stürzte, den ohne meine
Kenntnis Oberleutnant v. Veltheim aus den beiden Geschützen mit
ihren Bedienungs- und Bedeckungsmannschaften und Europäern gebildet
hatte. Entgegen meines Befehls und meiner Annahme waren die Geschütze
von ihrer Stellung am Seeufer nach der grossen Strasse marschiert und
waren dabei an dem Truppenverbandplatz vorbeigekommen, den nun der
Oberarzt Dr. Gothein bis an den Rukuru zurückverlegte. Hierbei hatte
der schwerverwundete Oberleutnant v. Veitheim aus den Geschützen mit
Bedienungsmannschaft und Bedeckung eine Marschsicherung gebildet und
diese Abteilung auf der grossen Strasse angesetzt, wo sie fast eine
Stunde lang unbehelligt zurückmarschiert ist. Als nun der uns im
Rücken und in der Flanke angreifende Gegner sich auf diese Abteilung
stürzte, entwickelte sich dort ein erbitterter Kampf um die
Geschütze, dem nach Meldung des einzigen Ueberlebenden,
Unteroffizier Friedrich Klein, der die Nachspitze selbst geführt
hatte, die sämtlichen Europäer, nämlich: Die Unteroffiziere Walter
Klein, Roth, Vizefeuerwerker Mayer und Kriegsfreiwilliger Harnoss
zusammen mit dem grössten Teil der Bedeckungsmannschaft zum Opfer
fielen. Das eine Geschütz wurde von Eseln, das andere von Trägern
gezogen. Die Esel waren erschossen, die Träger zum Teil gefallen
oder ausgerissen. Auf diese Weise kam der Feind in den Besitz der
Geschütze, die heldenmütig verteidigt worden waren.
Jener Gegner, der
diesen Ueberfall ausgeführt hatte, hatte um die Mittagsstunde
versucht, unser Lager am Luwira, in dem unsere Lasten zusammengesetzt
worden waren, zu nehmen, war aber dann abgezogen als er energisches
Feuer der wenigen Bedeckungsmannschäften unter Ersatzreservist Koch
erhalten hatte. Mein schriftlicher Befehl, dass die Bagage nach dem
Ssongwe zurückzubringen sei, war während unserer Rückzuggefechte
glücklich hingelangt und so wurde die ganze Bagage, wenn auch von
einzelnen feindlichen Patrouillen bis Kapora durch Feuer belästigt,
doch sicher zurückgebracht.
Während der eine
Teil der Kompagnie in den an der Luwiramündung befehlsgemäss
versteckt gehaltenen Booten zum Ssongwe fuhr, um dort nötigenfalls
in dem dort freien Gelände ein weiteres Nachdrängen des Gegners
aufzuhalten, führte Sergeant Preetz den anderen Teil zu Fuss am Ufer
entlang. Der Gegner drängte aber, nur bis Kaporo nach und liess dann
von der Verfolgung ab. Als
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Grund dafür können
nur die eigenen schweren Verluste angeführt werden, die unsere brave
Truppe ihm zugefügt hat. Das Detachement sammelte sich bei Ipiana
und ging am folgenden Tage
nach Masukulu
zurück, um sich nach den eigenen schweren Verlusten neu zu rangieren
und das Eintreffen des noch am 9. durch Eilboten herbeorderten
Oberleutnant Falkenstein abzuwarten.
In Ipiana traf auch
Oberleutnant Aumann mit seinem Detachement ein, der in sehr
geschicktem und sehr anstrengendem Marsche sein Detachement der
weiteren Verfolgung des Gegners
entzogen hatte. Er
sowohl wie die Kompagnie beklagen den Verlust je eines
Maschinengewehrs, die unbrauchbar gemacht aus der Schützenlinie, bei
dem notwendig gewordenen Zurückgehen nicht mehr mitgenommen werden
konnten. Bei beiden waren die Bedienungsmannschaften und der grösste
Teil der Träger gefallen. Aus einem Brief des englischen
Befehlshabers geht hervor,
dass Oberleutnant v.
Veltheim und Leutnant Kieckhoefer mit dem verwundeten Arzt in
Feindeshand fielen. —
Hierzu berichtet
Oberleutnant Falkenstein:
„Der
Gefechtsbericht, der nicht unterschrieben ist, wurde von Hauptmann v.
Langenn selbst als Entwurf aufgestellt.“
Nach bei sämtlichen
Europäern eingezogenen Erkundigungen und nach mündlichen
Mitteilungen Hauptmann v. Langenns fügt Falkenstein ergänzend
hinzu:
„Als Hauptmann v. Langenn vom See von den Geschützen zur Kompagnie zurückkehrte und von Oberleutnant v. Veltheim die Meldung erhielt, dass der Gegner eine stark befestigte Borna besetzt hielte und bereits starke Verluste unsererseits eingetreten seien, erteilte er an Oberleutnant v. Veltheim den Befehl, am Rukuru mit seinem Zuge eine Aufnahmestellung einzunehmen, damit die Kompagnie das Gefecht abbrechen könne, v. Langenn war ferner der Ansicht, dass die Abteilung Preetz gemäss seinem Befehl noch geschlossen hinter dem rechten Flügel stände, während diese Abteilung, als Hauptmann v. Langenn noch bei den Geschützen war, bereits kurz nach dem Angriff des 3. Zuges (ca. 3—5 Minuten) auf direkten Befehl Oberleutnant v. Veltheims eingesetzt worden war. Oberleutnant v. Veltheim, der anscheinend den Befehl Hauptmann v. Langenns nicht verstanden hat, sandte an diesen, der am Maschinengewehr lag, die schriftliche Anfrage, mit seinem Zuge sofort eingreifen zu dürfen und fast gleichzeitig erschien v. Veltheim persönlich bei Hauptmann v. Langenn, um den gleichen Befehl bittend. Auf v. Langenns Anfrage, wo der Zug Veltheim sei, antwortete v. Veltheim „hier“. In der Annahme, dass der Zug bereits dicht hinter der Schützenlinie angekommen sei, befahl Hauptmann v. Langenn nunmehr das Vorgehen dieses Zuges. Die Geschütze haben während des Gefechts anscheinend längere Zeit untätig verharrt, obwohl die Europäer den Führer
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„Als Hauptmann v. Langenn vom See von den Geschützen zur Kompagnie zurückkehrte und von Oberleutnant v. Veltheim die Meldung erhielt, dass der Gegner eine stark befestigte Borna besetzt hielte und bereits starke Verluste unsererseits eingetreten seien, erteilte er an Oberleutnant v. Veltheim den Befehl, am Rukuru mit seinem Zuge eine Aufnahmestellung einzunehmen, damit die Kompagnie das Gefecht abbrechen könne, v. Langenn war ferner der Ansicht, dass die Abteilung Preetz gemäss seinem Befehl noch geschlossen hinter dem rechten Flügel stände, während diese Abteilung, als Hauptmann v. Langenn noch bei den Geschützen war, bereits kurz nach dem Angriff des 3. Zuges (ca. 3—5 Minuten) auf direkten Befehl Oberleutnant v. Veltheims eingesetzt worden war. Oberleutnant v. Veltheim, der anscheinend den Befehl Hauptmann v. Langenns nicht verstanden hat, sandte an diesen, der am Maschinengewehr lag, die schriftliche Anfrage, mit seinem Zuge sofort eingreifen zu dürfen und fast gleichzeitig erschien v. Veltheim persönlich bei Hauptmann v. Langenn, um den gleichen Befehl bittend. Auf v. Langenns Anfrage, wo der Zug Veltheim sei, antwortete v. Veltheim „hier“. In der Annahme, dass der Zug bereits dicht hinter der Schützenlinie angekommen sei, befahl Hauptmann v. Langenn nunmehr das Vorgehen dieses Zuges. Die Geschütze haben während des Gefechts anscheinend längere Zeit untätig verharrt, obwohl die Europäer den Führer
– 36 –
Vizefeuerwerker
Mayer zum Angriff auf Karonga (nach Erledigung des Dampfers)
drängten. Dieser glaubte ohne direkten Befehl nicht handeln zu
dürfen. Die Verbindung mit der Kompagnie war während des ganzen,
etwa 4 stündigen Gefechts, völlig verloren gegangen, obwohl ihm 5
Europäer zur Verfügung standen und die Entfernung (in sehr
unübersichtlichem Gelände) nur 800—1000 m betrug, und die
Geschütze untätig waren. Den Rückzug trafen die Geschütze, da die
Befehle nicht
bezw. verspätet
eintrafen, anscheinend, erst 1 Stunde nach der Kompagnie an, dabei
lange Zeit in dem Glauben, die Kompagnie noch hinter sich im
Gefechtsfelde zu haben.
Der Rückmarsch der
Geschütze verzögerte sich, auch durch die Verwundeten, derart, dass
der Abstand von der Kompagnie auf ca. 1— 1 ½ Stunden Entfernung
anwuchs. Die Nachspitze
der Geschütze blieb
selbst wiederum ca. 1000 m zurück. Die feindliche Abteilung, die
sich dem Rückzug der Kompagnie vorgelegt hafte, (eventuell eine
Verstärkungsabteilung aus Ikawa) hatte
inzwischen Zeit
gefunden, sich zu sammeln und griff anscheinend unweit des ersten
Ueberfalls dann die Geschütze an, die vernichtet wurden. Augenzeugen
der Vernichtung der Geschütze konnten bisher nicht ermittelt werden.
Sämtliche Europäer
haben bis zum Tode bei den Geschützen ausgehalten.
Der Kompagnie hat
der Gegner zunächst nicht nachgedrängt. Anscheinend hat der Gegner
zunächst mit aller Kraft die Geschütze vernichtet und ist dann erst
später bis Kapora gefolgt, wo er am
nächsten Morgen
eintraf. Ueber die Geschützaffäre und den Verlust der
Maschinengewehre werden noch Nachforschungen angestellt und später
berichtet werden.
gez. Falkenstein,
Oberleutnant.
(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.)
(Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. n.d. [1914]. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Morogoro: Regierungsdruckerei.)
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