Maschinengewehre in Ostafrika

Der Krieg in Ostafrika war ein Krieg der Infanterie. Darin unterschied er sich  von den Kämpfen an der Westfront, wo die Artillerie spätestens seit Ende 1914 zu dominierenden Waffengattung wurde. Das Maschinengewehr war in diesem Infanteriekrieg die wirksamste und oft auch entscheidende Waffe. Diese Bedeutung hatten Maschinengewehre schon während der kolonialen Eroberungsfeldzüge am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Maschinengewehr war die koloniale Waffe schlechthin. Sie verschaffte den zahlenmäßig unterlegenen Europäern einen wichtigen Vorteil gegenüber ihren afrikanischen Gegnern. Anders als oft auf zeitgenössischen Bildern dargestellt, waren diese Gegner nicht nur mit Speeren oder Pfeil und Bogen bewaffnet, sondern verfügten über Gewehre aller Art: von der Muskete bis hin zu modernen Repetiergewehren. Afrika war seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Absatzmärkte für Gewehre aus den Beständen europäischer Armeen geworden. Mit der technischen Revolution in der Waffenindustrie wurden viele Modelle ausgemustert und nach Afrika verschifft. Allein in Ostafrika sollen zwischen 1880 und 1890 mehr als 100.000 Gewehre gehandelt worden sein, darunter auch in steigender Zahl moderne Hinterlader.



Die Bedeutung von Maschinengewehren war auch im Ersten Weltkrieg  ungebrochen. Ein untrügliches Zeichen wie sehr der Krieg in Kontinuität zu kolonialen Kriegen stand, auch in taktischer Hinsicht. Die Deutschen verfügten über eine beachtliche Anzahl an Maschinengewehren. Hier hatten sie sogar zeitweise über eine zumindest hauchdünne Überlegenheit gegenüber den Alliierten. Das Arsenal der Deutschen war allerdings ein Sammelsurium aus Modellen verschiedener Generationen: von der auf Lafetten montierten Mitrailleuse bis hin zu tragbaren leichteren Modellen, wie sie auch auf den Schlachtfeldern Europas benutzt wurden. Im Laufe des Krieges erbeuteten sie darüber hinaus auch britische, belgische und portugiesische Modelle. Das Urteil der deutschen Offiziere über die Qualität der erbeuteten Waffen war allerdings vernichtend. Sie sollen den deutschen Modellen unterlegen gewesen sein. Vor allem aber die Qualität der britischen Munition war Gegenstand vieler Klagen: ein Problem, das die Briten auch in Europa lange Zeit beschäftigte.

Von den Briten erbeutete deutsche Maschinengewehre (oben und unten)


Vor allem aber schienen die Deutschen weitaus besser in der Lage gewesen zu sein, Maschinengewehre in ihre Kampfweise einzubauen. Ihre Kompanien waren mit 2 bis 4 Maschinengewehren ausgerüstet. Wie die Gefechtsberichte zeigen, wurden oft auch Maschinengewehrabteilungen aus anderen Einheiten für einzelne Operationen in die Truppen eingegliedert. Das Ziel Lettow-Vorbecks war es angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit seiner Truppen eine Überlegenheit in der Feuerkraft herzustellen.
Eine deutsche Mitrailleuse 

... und ein moderneres Modell

Eine wichtige Veränderung während des Krieges war, dass auch afrikanische Soldaten Maschinengewehre bedienten. Das war vor dem Krieg undenkbar. Wenn die Deutschen auch von der Loyalität ihrer Soldaten einigermaßen überzeugt waren, so ging diese Überzeugung nicht soweit das Mittel und auch Symbol ihrer Überlegenheit in afrikanische Hände zu geben. Lettow-Vorbecks blieb allerdings kaum eine Wahl: die Verluste unter den deutschen Soldaten und Offizieren waren schon in den Anfangsmonaten beträchtlich. So lässt sich am Gebrauch der Maschinengewehre auch ein Wandel in der kolonialen Ordnung während des Krieges ablesen.

Ein afrikanischer Soldat am Maschinengewehr 

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