Die Proklamation des jihad in Ostafrika, 25.2.1915
Die Proklamation des Jihad in Arabisch (deutsche Übersetzung) |
Im Februar 1915 rief
der Gouverneur der Kolonie, Heinrich Schnee, den jihad, den Heiligen
Krieg gegen die Briten und Belgier aus. Auf Bahnstationen und
Postämtern hing die Proklmation in arabischer Sprache und in Swahili
aus. Sie rief die Muslime der Kolonie auf, sich am Kampf der
Deutschen gegen die ungläubigen Alliierten zu beteiligen.
Die Proklamation in Swahili |
Schnees Proklamation
basierte auf einer Fatwa des osmanischen Sultans vom 12. November
1914. Ein Monat zuvor war das Osmanische Reich auf Seiten der
Deutschen in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Für das deutsche
Oberkommando eröffnete sich mit dem Kriegseintritt des einzigen
muslimischen Empires in den Krieg eine neue Propagandafront gegen
die Alliierten. Deutsche Geheimdienstler und Orientexperten wie Max
von Oppenheim, der Chef des Nachrichtenbüros für den Nahen Osten
waren maßgeblich an der Proklamation beteiligt. Sie hofften auf
muslimische Aufstände in den französischen britischen Kolonien von
Nordafrika bis Indien. Obwohl die Proklamation sich schnell in Afrika
und in der arabischen Welt verbreitete, blieben die erhofften
Erhebungen weitestgehend aus. Der britische Geheimdienst und die
Kolonialbehörden, die die Gefahr sehr wohl sahen, reagierten
umgehend. Sie suchten erfolgreich die Kooperation muslimischer
Würdenträger und Gelehrter, um die Proklamation zu desavouieren.
Sayyid Khalid bin Barghash Al-Busaid (1874 – 1927), wikipedia |
Unter den Muslimen
Ostafrikas hatte der Sultan des Osmanischen Reiches einen guten Ruf.
Er galt hier als eine wichtige Inspiration für politische Reformen.
Im 19. Jahrhundert hatten die Sultane von Zanzibar osmanische Berater
an ihren Hof geholt. Die Insel war zu dieser Zeit das Zentrum des
Islams in der Region. Von hier gingen wesentliche Impulse für die
Ausrichtung und die Reform des Islams in Ostafrikas aus. So wurden in
den Moscheen Ostafrika neben den Namen der zanzbarischen Sultane auch
stets die der osmanische Sultane gepriesen.
Ob Schnees Jihad die
Bereitschaft der Muslime erhöhte für die Deutschen zu kämpfen,
lässt sich schwer sagen. Doch es gab immer auch eine sehr starke
islamische Komponente in der militärischen Kultur der deutschen
Kolonialtruppen. Die Kampfgesänge der Soldaten schlossen auch
Lobpreisungen des Propheten ein. Deutsche Kompanien marschierten
nicht selten auch unter dem grünen Banner des Islams. Einige
Offiziere machten sich die Idee des jihad zu eigen und versuchten,
die Soldaten des Feindes zum Überlaufen zu überreden, in dem sie
sie an ihre Pflichten als Muslime erinnerten.
Weitere Lektüre hier (Englisch) und hier (Deutsch).
Weitere Lektüre hier (Englisch) und hier (Deutsch).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen