Telegramm über Ereignisse in Ruanda (4.10.1914)

Die Gefechtsberichte gehören zu den wichtigsten Quellen für die militärischen Operaation der Deutschen im ersten Jahr des Krieges. Kaum anderswo sind die Kampfhandlungen der Deutschen so vollständig und ausführlich versammelt. Sie geben ein zwar recht unvermitteltes, aber dennoch ein unvollständiges Bild. Die Gefechtsberichte wurde Ende Novermber oder Anfang Dezember zum Druck freigegeben und sollten den Offizieren ein Eindruck über die Gründe erfolgreicher und gescheiterter militärischer Unternehmungen des Feindes wie der eigenen Truppen geben.


Die Lücken im Bild hängen vor allem mit der schlechten Kommunikation und der strategischen Ausrichtung Lettow-Vorbecks zusammen. Die letzten Berichte konzentrierten sich vor allem auf die Nordostgrenze der Kolonie. Hier hatte Lettow-Vorbeck seine Hauptkräfte versammelt. Hier erwartete er die entscheidenden Auseinandersetzungen mit den Briten. Die Ereignisse des Novembers gaben ihm durchaus recht. Dennoch blieb es auf den anderen Schauplätzen des Krieges nicht ruhig. Die Kommunikation mit den Truppen an der Westgrenze war auf Telegramme angewiesen, ausführliche Berichte über diese Ereignisse erreichten Morogoro, dem Sitz des Gouvernements, erst Wochen später.


Lettow-Vorbeck sah vor allem die Briten in Ostafrika als die größte Bedrohung. Die Belgier sowie die britischen Kolonien an den südwestlichen Grenzen hoffte er mit relativ kleinen Truppenkontingenten in Schach zu halten. Bereits in den ersten Wochen des Krieges hatte er daher Truppen aus der Region abgezogen und an die Nordwestgrenze geschickt. Dies geschah im Übrigen gegen den expliziten Protest des Gouverneurs Schnee, der durch die Schwächung der deutschen Truppen Aufstände der afrikanischen Bevölkerung befürchtete. Den verbleibenden Truppen hatte er die Weisung gegeben, ihre Schwäche durch gelegentliche Offensiven zu verschleiern.


Während die Deutschen bereits in den ersten Monaten des Kriegs die Hoheit auf dem Tanganyika-See durch ihre drei Schiffe sichern konnte und damit eine mögliche Offensive der Belgier entlang des größten Abschnitts der deutsch-belgischen Grenze wenig wahrscheinlich machten, war Rwanda ein möglicher Schwachpunkt in der deutschen Verteidigung. Dem kommandierenden Offizier in Ruanda, Max Wintgens, standen nur wenige Soldaten zu Verfügung. Sie überschritten in der Zeit ihrer Höchststärke kaum Hundert reguläre Truppen. Wintgens konnte die Stärke und die Pläne seiner belgischen Gegenüber kaum einschätzen.


Für die deutsche Kriegswirtschaft und Kriegsplanung war Rwanda von geringer Bedeutung. Rwanda war das letzte Gebiet, dass die Deutschen in ihre ostafrikanische Kolonie eingegliedert hatten. 1914 war die Etablierung einer deutschen Präsenz, kaum zu sprechen von einer Herrschaft, nur sehr jungen Datums. Zwar hatte sich der ruandische Königshof für eine Kooperation mit den Deutschen entschlossen, immer aber hatte es auch Konflikte gegeben. Wirtschaftlich war die Region weitestgehend isoliert geblieben, Rekrutierungen für die Schutztruppen hatten kaum stattgefunden.


Wenn die Gefahr eines Aufstandes bestand, dann war es hier. Ruanda waren ein stark zentralisiertes Königreich, dass bis Ende des 19. Jahrhunderts über eine beträchtliche militärische Macht verfügte. Unter dem König Rwabugiri war das Königreich auf Expansionskurs gewesen. Bis 1896 hatten die Regimenter des ruandischen Königshofs nur selten Niederlagen einstecken müssen. In diesem Jahr kam es unweit des Kivu-See zu einer Schlacht gegen belgische Truppen, die für die Ruander mit einer katastrophalen Niederlage endete und den Verlauf der Geschichte des Königreichs entscheidend veränderte. Infolge der Schlacht kam es zum Putsch von Rucunshu, der den damals noch jungen Musinga sowie den Klan der Bega an die Macht brachte. Seitdem waren die Belgier in den Augen des Königshofs die größte Gefahr: eine Wahrnehmung, die die Entscheidung für eine Kooperation mit den Deutschen stark beeinflusste. Schnee konnte daher mit einiger Berechtigung auf die Loyalität der Ruander vertrauen.



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Telegramm aus Morogoro vom 13. 10. 1914.
Resident Bukoba drahtet: Kigali berichtet Zurückwerfung angreifenden Feindes der schwere Verluste im Gefecht nördlich Kissenji durch Abteilung Hauptmann Wintgens gegen vier belgische
Kompagnien am 4. Oktober. Diesseits tot 4 Askari, l Hilfskrieger. Gefechtsfähig verwundet Hauptmann Wintgens, Leutnant d. R. Lang. San.-Feldwebel Dormeyer, Vizefeldw. Pursche, Vermessungsmaat Walter und 10 Askari. Verwundete auf Missionsstation Aubengare
verbracht, Wintgens erbittet Arzt. Uebergab Befehl an Oberleutnant z.S. Wunderlich der mit noch verfügbaren Truppen in Kissenji. Falls Belgier in Ruanda einrücken, Watussi-Erhebung gegen sie
wahrscheinlich.
gez. Schnee.

Quelle: Deutsch-Ostafrika. Kaiserliches Gouvernement. Zusammenstellung der Berichte über die in den August, September, Oktober 1914 stattgefundenen Gefechte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.  Morogoro: Regierungsdruckerei, n.d. [1914].

Wintgens und Musinga

Kommentare

  1. You neglected to mention the cause of Belgian -Rwandan war during the reign of King Kigeri Rwabugiri.By the way,the Rucunshu incident,had absolutely nothing whatsoever to do with Belgians in the Congo.Belgians wanted to grab Rwanda since 1877,but the King was not willing to be colonized by Belgians.Belgians had crossed the border into Rwanda few times to steal cattle,and you can imagine how pissed off Rwabugiri was.He was mad like hell!His nickname given to him by Arab slave traders was "BWANA MKALI," the bad ass King,who never allowed them to sell slaves in Rwanda.In his own words,"selling human flesh was an abomination in Rwanda!" When WW1 started,King Yuhi Musinga,saw his opportunity to avenge his father.For two and a half years,Rwanda's Indugaruga as we call them,held off Belgians and their Congolese soldiers,as you know,until when the English from Uganda came to rescue them.The Geermans simply slipped away,and Rwandans threw away their uniforms and that was that.Since then Belgians have done everything the could to destroy Rwanda,to the point of sacrificing close to one million and a half innocent,precious lives of Rwandans in 1994,and the World want to know why Rwandans are angry? Now you know.

    We are looking for King Yuhi Musinga's correspondence with German officials including the Emperor Wilhelm II,If you ever come across such documents,I would be most grateful if you could share them with me.The Germans whom he highly respected,had given him a typewriter that he frequently used to communicate with Belgians and the Germans.

    Thank you and keep up the good work.

    Sincerely,

    Israel Ntaganzwa,
    New York.

    murama@optonline.net

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