Das sind Auszüge aus den Verlustlisten der 11. Feldkompanie. Sie umfassen den Zeitraum Dezember 1917 bis zum Ende des Krieges. Die Kopien stammen aus dem Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, wo sie unter der Registratur R1001/9570 zu finden sind.
Die 11. Feldkompanie war eine der ältesten Kompanien der Deutschen im Krieg. Sie bestand schon vor dem Krieg.
In den Listen sind die Namen der Askari, ihre Herkunft, die Nachkommen sowie Bemerkungen zur Regelung ihres Nachlasses verzeichnet. Wir erfahren so etwas über die ethnische Zusammensetzung der deutschen Truppen, die sozialen Beziehungen und über ihre Lebensverhältnisse. Ein erster sehr wichtiger Hinweis ist, dass sowohl Soldaten als auch Träger in den Listen auftauchen. Das weist darauf hin, dass einige Träger einen vergleichsweise hohen Status in der Kompanie hatten. Träger war bei den Deutschen nicht gleich Träger. Es gab beträchtliche Unterschiede in der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten und im Status. Die so genannten Kompanieträger waren fest in die militärische Struktur der deutschen Truppen integriert. Ihr Status und damit einhergehend ihre Behandlung war ungleich besser als die der so genannten Landschaftsträger, die ad hoc aus den Dörfern weggeführten Männer und Frauen. Die Kompanieträger waren militärisch ausgebildet und einer eben- so strengen Disziplin unterworfen wie die Askari. Oftmals waren es im Laufe des Krieges diese Kompanieträger, die die sich lichtenden Reihen der re- gulären Kompanien wieder füllten. In den Gefechtsberichten der Offiziere ist nachzulesen, dass die Träger schon sehr früh auch als Kombattanten ein- gesetzt wurden. Sie wurden beispielsweise als Wachen und zur Aufklärung eingesetzt. Bisweilen nahmen sie auch die Gewehre gefallener Askari an sich und kämpften an deren Stelle weiter. Besonders im letzten Jahr des Krieges machten die Deutschen viele Träger zu Askari.
Sie bekamen regelmäßig Sold und hatten Anspruch auf medizinische Versorgung. Im Falle ihres Todes wurde ihr Nachlass mit der gleichen Sorgfalt geregelt wie der der Askari. Aus den Verlustlisten der 21. Feldkompanie geht hervor, dass dieser Nachlass zum Teil nicht unerheblich war. Der Träger Mirmaba Shangu bei spielsweise hinterließ bei seinem Tod immerhin 635 Rupien: ein kleines Vermögen in dieser Zeit.
Für viele Askari bedeutete der Eintritt in die Schutztruppe auch einen Wechsel der eigenen Identität. In der Regel gaben sie sich neue Namen. Die Namen sind meist dem Swahili, der offiziellen Verkehrssprache der Kolonie, entlehnt. Daneben finden sich auch einige arabische Namen wie Abdallah oder Mohammad, die ebenfalls auf die muslimischen Kulturen der Küste hinweisen. Einige Askari wählten auch deutsche Namen wie "Moritz" oder "Otto", der beliebteste deutsche Namen wegen seiner leichteren Ausprache für ostafrikanische Zungen. Viele Swahili-Namen drücken die Hoffnungen, den die Männer mit dem Dienst bei den Deutschen verbanden. "Utakulla" (Du wirst essen), "Pesa" (Geld) waren sehr beliebte Namen. Andere Namen weisen auf die Härte des Lebens in der Schutztruppe hin: "Nussu hella" (Kaum Geld).
Die Spalte der Erben kann uns etwas über die genauere Herkunft der Askari verraten. Oft sind die Erben der Vater oder ihre Brüder. Deren Wohnort ist meist mit Boma Tabora, die Boma Mwanza oder andere urbane Zentren der Kolonie angegeben.
In der Spalte Bemerkungen erfahren wir etwas über die sozialen Beziehungen der Askari. In vielen Fällen hatten Askari vor ihrem Tod die Übergabe ihres mitunter doch beträchtlichen Nachlasses an die Erben einem Kameraden anvertraut; in einigen Fällen vermachten sie sogar ihr gesamtes Geld einem ihrer Kameraden. Ein Grund für diese engen Beziehungen war der Umstand, dass einige der Askari des Jahres 1914 aus regelrechten Askari- Dynastien kamen oder dass sie vielfach die größte Zeit ihres Lebens in der Schutztruppe verbracht hatten. Die Kinder der Askari wurden schon früh in die militärische Welt der Kasernen und Drillplätze eingebunden. Selbst einige Diener der Askari verpflichteten sich mit ihrer Volljährigkeit für die Truppen, manche sogar noch als halbe Kinder.
Die deutschen Offiziere trieben einen bemerkenswerten Aufwand bei der Regelung des Nachlasses ihrer Soldaten. Das war vor allem in den letzten zwei Kriegsjahren keine leichte Aufgabe. Die deutschen Truppen befanden sich auf dem Rückzug: klare Frontlinien gab es kaum, oft zogen versprengte Truppenteile durch die Lande, die nur mit Mühe den Kontakt zu den Hauptkräften der Deutschen halten konnten. Papier war in dieser Zeit längst zum Luxusgut geworden. Die Offiziere versuchten dennoch , die Angelegenheiten der verstorbenen Askari zu regeln. Sie wussten, dass diese Frage entscheidend für die Bereitschaft der Askari war, für die Deutschen zu kämpfen.
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